"Umfassende Untersuchung" "Gefangener X" ist Fall für Knesset
17.02.2013, 21:52 UhrIsrael gibt öffentlichem Druck nach: Der mysteriöse Tod des mutmaßlichen Mossad-Agenten Zygier, auch "Gefangener X" genannt, in einer Hochsicherheitszelle soll von einem Parlamentsausschuss gründlich untersucht werden. Australien hat von Israel Informationen zu dem Fall gefordert.
In den mysteriösen Fall um einen in israelischer Isolationshaft gesto rbenen "Gefangenen X" hat sich nun das israelische Parlament eingeschaltet. Der außen- und verteidigungspolitische Ausschuss der Knesset habe beschlossen, alle "Aspekte der Affäre" zu untersuchen, erklärte Sprecher Asaf Doron. Bei dem Mann soll es sich um einen Australier namens Ben Zygier handeln, der für den Geheimdienst Mossad gearbeitet haben soll.
Laut Doron wird die "umfassende Untersuchung" von dem für den Geheimdienst zuständigen Unterausschuss geführt. Weitere Einzelheiten nannte er in seiner Erklärung nicht.
Der Fall war erst am vergangenen Dienstag durch einen Bericht des australischen Fernsehsenders ABC bekannt geworden. Demnach soll Zygier vom Mossad angeworben worden und daraufhin im Jahr 2001 nach Israel ausgewandert sein soll. Er wurde im Dezember 2010 in einem Gefängnis bei Tel Aviv erhängt aufgefunden.
Israel versuchte zunächst, "aus Sicherheitsgründen" eine Nachrichtensperre über den Fall zu verhängen. Nach heftigen Reaktionen der örtlichen Medien ruderte das Justizministerium jedoch teilweise zurück. Es bestätigte, dass ein Australier unter falscher Identität aus Sicherheitsgründen in Israel inhaftiert war, seine Familie darüber informiert war und er Recht auf anwaltlichen Beistand hatte.
Eine Untersuchung habe demnach ergeben, dass er Selbstmord begangen habe. Über die Identität des Gefangenen und welche Vergehen er begangen haben sollte, schwiegen sich die israelischen Behörden jedoch weiter aus.
Netanjahu warnt Medien
Mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Mosche Jaalon äußerte sich dann am Samstag erstmals ein israelischer Regierungsvertreter zu dem Fall. Jaalon sagte im Fernsehen, Israel inhaftiere nicht heimlich Verdächtige. "Wir sind kein Land, das im Zwielicht agiert", betonte er. Sollte im "Extremfall" ein Gefangener isoliert oder unter falscher Identität inhaftiert werden, erfolge dies im Rahmen der Gesetze. Dies bedeute, dass Behörden und Angehörige informiert würden und die Inhaftierung unter parlamentarischer Aufsicht erfolge.
Zu den Hintergründen wollte aber auch er keine Angaben machen. Israel sei ein "spezielles Land", wenn es um Sicherheitsfragen gehe. Es gebe Situationen, in denen Leben auf dem Spiel stünden und in denen "extreme Maßnahmen" getroffen werden müssten. Ähnlich äußerte sich Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er warnte die Medien, eine allzu intensive Beschäftigung mit der Arbeit der israelischen Geheimdienste könne die "Sicherheit des Staates schwer beschädigen".
Kurz zuvor hatte die australische Regierung angekündigt, sie wolle von Israel nähere Informationen zu dem Fall und insbesondere zu den Todesumständen des jungen Australiers. Die Zeitung "The Australian" berichtete am Samstag, dass die australischen Geheimdienste von dem Fall gewusst und den "Gefangenen X" befragt hätten, weil sie ihn der Spionage zugunsten Israels verdächtigt hätten.
Laut der Zeitung "Haaretz" soll sich Zygier nicht wie ein Geheimagent verhalten haben. Ehemalige Bekannte berichteten demnach dem Blatt, dass er sich unter anderem mit seinen Verbindungen zum Mossad gebrüstet haben soll.
Quelle: ntv.de, AFP