Reporter gegen syrische Deserteure Geheimdienst hält Geiseln
19.03.2012, 07:34 Uhr
In Damaskus rissen am Wochenende drei Explosionen rund 30 Menschen in den Tod. Opposition und Regierung bezichtigen sich gegenseitig, dafür verantwortlich zu sein.
(Foto: dpa)
Schmutziges Spiel in Damaskus: Offenbar hält der syrische Geheimdienst zwei türkische Reporter fest. Im Gegenzug soll die Türkei geflohene Generäle ausliefern. Einwohner von Damaskus berichten von schweren Gefechten mit Maschinengewehren und Panzerabwehrraketen.
Zwei in Syrien festgenommene türkische Journalisten werden einem Zeitungsbericht zufolge vom Regime in Damaskus als menschliches Faustpfand festgehalten. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad wolle sie gegen neun in die Türkei geflüchtete syrische Generäle austauschen, berichtet die türkische Tageszeitung "Türkiye". In die Verhandlungen um eine Freilassung der Journalisten seien auch Regierungen von Drittstaaten wie Iran eingeschaltet.
Der Reporter Adem Özköse und sein Kameramann Hamit Coskun waren nahe der nordsyrischen Stadt Idlib von regierungstreuen Milizen verschleppt worden. Sie sollen sich in den Händen des Geheimdienstes befinden. Idlib gehört zu den Hochburgen der Proteste gegen das Regime.
16.000 Flüchtlinge in der Türkei
Ein Sprecher des türkischen Außenministeriums sagte, aus Syrien habe es keine offizielle Anfrage zu einem Austausch gegeben. Ein solcher sei auch nicht möglich. Eine Auslieferung von Menschen, die in der Türkei Unterschlupf gefunden hätten, entspreche nicht der türkischen Staatstradition. Außenminister Ahmet Davutoglu hatte Syrien gewarnt, einen Fehler zu begehen.
In die Türkei sind inzwischen mehr als 16.000 Syrer geflohen. Am Wochenende seien weitere Menschen wegen der Gewalt in ihrem Heimatland über die Grenze in die Türkei gekommen, teilte das türkische Außenministerium mit. Die Türkei hat in den vergangenen Tagen weitere Zelte und Containersiedlungen für die Aufnahme von Syrern aufgebaut.
Schwere Gefechte in Damaskus
In der syrischen Hauptstadt Damaskus lieferten sich Truppen von Präsident Baschar al-Assad heftige Gefechte mit oppositionellen Kämpfern. Einwohner hörten nach eigener Auskunft im stark gesicherten Bezirk Mezzeh das Feuer schwerer Maschinengewehre und von Panzerabwehrraketen. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Mezzeh wird von einem starken Aufgebot an Sicherheitskräften bewacht. In dem Bezirk befinden sich Botschaften und Gebäudekomplexe der Geheimpolizei.
Mehr als 80 Menschen sind nach Angaben von Aktivisten auch bei heftigen Gefechten in den Außenbezirken der Hauptstadt Damaskus getötet worden. Unter den Toten sollen etwa 50 regimetreue Soldaten seien. Die Kämpfe in Damaskus folgten auf ein blutiges Wochenende, an dem bei einer in der syrischen Hauptstadt und der zweitgrößten Stadt Dutzende Menschen getötet worden waren.
Syrien in der Region isoliert
Die Vereinten Nationen und die Arabische Liga planen unterdessen weitere Friedensverhandlungen mit dem Assad-Regime. Eine Delegation soll für den gemeinsamen Syrien-Sonderbeauftragten beider Organisationen, Kofi Annan, Gespräche mit der Regierung führen. Ein erstes Gespräch der Unterhändler sollte im Außenministerium in Damaskus stattfinden.
Die Türkei hat sämtliche Diplomaten aus dem Nachbarland abgezogen. Vor einigen Tagen hatten auch die arabischen Golfstaaten angekündigt, ihre und zu liefern. Die Opposition fordert seit Wochen, dass das Ausland ihr solle und ein militärisches Eingreifen in den Konflikt. Seit Beginn des Aufstandes gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad vor einem Jahr wurden nach UN-Schätzungen mindestens 8000 Menschen getötet. Syrische Aktivisten gehen von mehr als 9000 Toten aus.
Quelle: ntv.de, nsc/rts/dpa