Mahnmal-Streit immer abstruser "Geisel der political correctness"
29.10.2003, 12:45 UhrIn die jüngste Diskussion um das Berliner Holocaust-Mahnmals hat sich jetzt auch der Architekt der Gedenkstätte, Peter Eisenman, eingeschaltet. In scharfer Form protestierte er gegen den Ausschluss des Chemieunternehmens Degussa vom Bau des Mahnmals. Das Vorhaben drohe zur Geisel einer "political correctness" zu werden, schrieb Eisenman in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit".
"Wäre das Projekt schon in dem Geist begonnen worden, in dem es nun fortgeführt zu werden droht, hätte ich nie mitgewirkt", erklärte der Amerikaner. Degussa habe vorbildlich seine Geschichte aufgearbeitet und sei Vorreiter bei der Einrichtung des Entschädigungsfonds für die NS-Zwangsarbeiter gewesen.
Eisenman erklärte, er verstehe zwar, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinde, speziell in Deutschland, empfindlich auf den Namen Degussa reagierten, betonte aber zugleich: "Indem wir Degussa das Recht an einer Beteiligung absprechen, erlauben wir es der Vergangenheit, uns blind zu machen für all das, was sich bis heute getan hat."
Zuvor hatte das Kuratorium für das Mahnmal entschieden, ein Degussa-Produkt zum Schutz der 2.700 Beton-Stelen nicht zu verwenden, weil der Name Degussa mit der Judenvernichtung verknüpft sei. Eine Degussa-Tochterfirma hatte in der NS-Zeit das Giftgas Zyklon B für deutsche Konzentrationslager hergestellt. Degussa hatte am Montag die Entscheidung akzeptiert.
Quelle: ntv.de