"Jeder weinte und schrie" Geiseln berichten von ihren Qualen
19.01.2013, 13:27 Uhr
Diese Geisel entkam schwer verletzt.
(Foto: AP)
Noch immer dauert die Geiselnahme in Algerien an, 30 Menschen befinden sich in der Gewalt der Islamisten. Die Befreiten berichten von schrecklichen Szenen: Ein Franzose versteckte sich 40 Stunden lang, ein Amerikaner sei angeschossen und dann liegengelassen worden.
Auch am vierten Tag des Dramas in der algerischen Wüste zeichnete sich keine Lösung ab. 30 Geiseln seien noch immer in der Gewalt der Terroristen, sagte der algerische Kommunikationsminister Mohammed Said. Die algerische Armee verteidigte ihren umstrittenen Militäreinsatz gegen alle Kritik. "Der Einsatz ist eine Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", sagte ein Sprecher. Zuvor hatte die algerische Führung versichert, sie werde nicht mit den Militanten verhandeln.
Unterdessen berichten befreite Geiseln von dem Überfall. Es sei gegen 5.30 Uhr gewesen, sie hätten sich gerade für den Schichtwechsel vorbereitet, schildert ein algerischer Ingenieur. "Plötzlich gab es Schüsse, Explosionen, wir verstanden nichts, der Alarm wurde ausgelöst." Als die Angreifer kamen, hätten sie alle Algerier laufen gelassen. "Die Expats aber nahmen sie mit, umringten sie, fesselten sie. Sie wurden nahe der Kantine zusammengetrieben." Die Angreifer seien 30 bis 35 Jahre alt gewesen, "extrem gut bewaffnet" und sprachen Arabisch mit algerischem oder libyschen Akzent.
Ein anderer algerischer Angestellter sagte, er habe während des Angriffs "mehr als zweieinhalb Stunden" lang Schüsse gehört. Als die Armee in Stellung ging, hätten die Angreifer die Ausländer von den anderen getrennt und seien mit ihnen verschwunden.
"Es war ein Alptraum"
Ein Franzose berichtet, er habe unter seinem Bett ausgeharrt und sei so den Geiselnehmern entkommen. "Ich habe mich fast 40 Stunden lang in meinem Zimmer versteckt", sagt er dem Sender Europe 1. Drei Briten seien ebenfalls gerettet worden, die sich in der Kantine über einer Zwischendecke versteckten. "Es gibt tote Terroristen, Ausländer, Einheimische", sagte Berceaux.
"Es war ein Alptraum", zitiert die französische Zeitung "Le Monde" eine der befreiten Geiseln. "Ich habe immer noch große Angst", habe der Mann stammelnd, nervös, verwirrt berichtet. "Die Nacht war sehr schwer, wir hatten nichts zu essen, nichts zu trinken, jeder weinte und schrie." Unter diesen Geiseln soll auch ein US-Amerikaner gewesen sein. "Ich weiß nicht, ob die Terroristen ihn als US-Amerikaner erkannt haben oder ob sie sich erschreckt haben, als er sich bewegt hat." Sie schossen auf den Mann, doch er sei nicht sofort tot gewesen. "Er hat geblutet, nach den Informationen, die ich habe, hat er nicht überlebt", berichtet eine befreite Geisel.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa