Politik

Blutbad in der Wüste Geiselnahme in Algerien beendet

Mit einem Sturm auf das Gasfeld beendet die algerische Armee die Geiselnahme durch Islamisten. Insgesamt 55 Menschen sterben während des mehrtägigen Militäreinsatzes, Terroristen bringen die letzten Geiseln um.

Die Anlage In Amenas im Osten Algeriens war am Mittwoch von schwer bewaffneten Islamisten besetzt worden. Insgesamt kamen 55 Menschen ums Leben.

Die Anlage In Amenas im Osten Algeriens war am Mittwoch von schwer bewaffneten Islamisten besetzt worden. Insgesamt kamen 55 Menschen ums Leben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einem weiteren Blutbad ist das Geiseldrama in der algerischen Wüste zu Ende gegangen. Einheiten der Armee stürmten am Samstag die Gasanlage bei In  Amenas im Osten des Landes. In Mali setzte die dortige Armee mit französischer Unterstützung den Kampf gegen islamistische Rebellen fort. Zwei deutsche Transall-Maschinen landeten am Abend in der malischen Hauptstadt Bamako. Sie sollen Soldaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas nach Mali bringen. Die Geiselnehmer in Algerien hatten ein Ende des Militäreinsatzes im Nachbarland Mali gefordert.

Bei der Militäraktion gegen die Geiselnehmer in der algerischen Wüste wurden insgesamt 55 Menschen getötet. 23 Geiseln seien ums Leben gekommen, gab das algerische Innenministerium am Abend bekannt. Über die Nationalitäten wurde zunächst nichts mitgeteilt. Außerdem seien 32 Terroristen getötet worden. 685 algerische Arbeiter und 107 ausländische Kräfte hätten befreit werden können.

Keine deutschen Geiseln

Die Anlage In Amenas im Osten Algeriens war am Mittwoch von schwer bewaffneten Islamisten besetzt worden. Am Donnerstag griff das Militär erstmals an. Beim Sturm am Samstag wurden nach einem Bericht der algerische Nachrichtenagentur APS alle verbliebenen elf Terroristen getötet. Zuvor sollen die Islamisten sieben ausländische Geiseln umgebracht haben. Laut algerischem Radio hatten die Terroristen versucht, einen Teil der Anlage in Brand zu setzen. Das Gebiet soll nun nach Minen abgesucht werden.

Das Auswärtige Amt bekräftigte, dass es keine deutschen Geiseln gegeben habe. Zwei Deutsche, die beim Überfall der Islamisten mehrere Kilometer entfernt für eine Bohrfirma arbeiteten, seien aber aus dem Land ausgeflogen worden. Die letzten Tage hätten sie an einem sicheren Ort in der Obhut algerischer Sicherheitskräfte verbracht. Im Laufe des Abends sollten sie auf dem Flughafen London-Gatwick eintreffen und dort von Mitarbeitern der deutschen Botschaft in Empfang genommen werden.

Einsatz ist Antwort auf Massaker

Die algerische Armee verteidigte ihr umstrittenes Vorgehen. "Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", zitierte die Tageszeitung "El-Khabar" einen Armeesprecher.

US-Präsident Barack Obama hat die islamistischen Entführer für das Blutbad bei der Beendigung der mehrtägigen Geiselnahme verantwortlich gemacht. "Die Verantwortung für diese Tragödie bleibt bei den Terroristen, die sie verursacht haben, und die Vereinigten Staaten verurteilen ihre Taten auf das Schärfste", erklärte Obama am Samstag in seiner ersten direkten Stellungnahme zu dem Geiseldrama. Es habe gezeigt, welche Bedrohung das internationale Terrornetzwerk Al-Kaida und andere Extremisten-Gruppen in Nordafrika darstellten.

Die USA würden auch in den kommenden Tagen in engem Kontakt mit der Führung in Algier bleiben, "um besser zu verstehen, was genau passiert ist, so dass wir zusammenarbeiten können, um Tragödien wie diese künftig zu verhindern", sagte Obama. Insgesamt starben laut algerischem Innenministerium nach vorläufigen Angaben seit Mittwoch 21 Geiseln, zwei weitere Opfer und 32 Entführer. 685 algerische Arbeiter und 107 Ausländer seien befreit worden. Nach einem ersten, weitgehend gescheiterten Befreiungsversuch am Donnerstag hatten algerische Spezialkräfte am Samstag das Geiseldrama beendet.

Frankreichs Präsident François Hollande sieht sich durch das blutige Geiseldrama im Kampf gegen den Terrorismus bestärkt. Er verurteilte den Tod der Geiseln am Samstag als feigen Mord.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte Mali im Kampf gegen den islamistischen Terror weitere Hilfe zu. In einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag" schrieb Westerwelle: "Die afrikanischen Truppensteller brauchen finanzielle Unterstützung. Auf der Geberkonferenz in Addis Abeba Ende des Monats wird Deutschland auch dabei seiner Verantwortung gerecht werden. Jetzt afrikanische Fähigkeiten stärken, heißt auch, unsere französischen Freunde zu entlasten."

In Mali gelang es der Armee nach Angaben lokaler Medien und der französischen Regierung, Diabali zurückzuerobern. Die Stadt war zuvor in Händen der Islamisten. Nach Berichten von Einwohnern versuchte eine Gruppe mit bis zu 60 Fahrzeugen, Richtung Nampala, Léré und Nara zu entkommen. In Gao im Norden des Landes soll sich nach einem Bericht der nigerianischen Zeitung "The Tribune" der Anführer der islamischen Terrorgruppe Boko Haram, Abubakar Shekau, verstecken. Er werde von der malischen Rebellengruppe Ansar Dine unterstützt.

Frankreich verstärkt  Truppen in Mali

Die Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas rief zu mehr internationaler Unterstützung auf. "Es ist an der Zeit, dass die Weltmächte und weitere Staaten und Organisationen die militärische Operation begleiten", sagte der Ecowas-Vorsitzende Alassane Ouattara in Abidjan in der Elfenbeinküste. Dort wollten die Führer der 15 Ecowas-Staaten ihre Unterstützung untereinander abstimmen. Sie wollen mehr als 3500 Soldaten nach Mali entsenden. Nach Ansicht des französischen Außenministers Laurent Fabius müssen afrikanische Soldaten rasch das Ruder in Mali übernehmen.

Gleichzeitig verstärkt Frankreich seine Truppen in Mali weiter. "Heute befinden sich 2000 französische Soldaten auf malischem Boden", sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Zusammen mit französischen Einheiten aus benachbarten Ländern seien derzeit 2900 französische Soldaten an der Operation Serval beteiligt.

Auch eine Woche nach Beginn des Einsatzes ist die Unterstützung der französischen Bevölkerung ungebrochen. 65 Prozent der Franzosen sprachen sich in einer Umfrage des Instituts Ifop für den Einsatz aus.

Die Mehrheit der Deutschen lehnt ein Eingreifen der Bundeswehr in Mali nach einer Umfrage ab. Gleichzeitig kritisierten Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sowie Abgeordnete von CDU, SPD und Grünen die bisherige deutsche Unterstützung als unzureichend.

Quelle: ntv.de, dpa

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