Verbündeter Ahmadinedschads Geistlicher im Iran ermordet
13.09.2009, 16:39 UhrIm Iran ist ein Verbündeter von Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei einem Attentat getötet worden. Wie die halbstaatlichte Nachrichtenagentur Fars meldete, wurde der Geistliche Borhan Aali am späten Samstagabend in seinem Haus in der Stadt Sanandai im Westen des Landes ermordet. Dem staatlichen Radiosender zufolge wurden mehrere Schüsse auf Aali abgegeben.

Borhan Aali unterstützte Ahmadinedschad nach der umstrittenen Präsidentenwahl.
(Foto: REUTERS)
Der Gouverneur der vornehmlich von sunnitischen Kurden bewohnten Provinz Kurdistan, Mohammad-Taki Heidari, vermutet nach eigener Aussage eine extremistische sunnitische Gruppe hinter dem Attentat. Der Iran wird von Schiiten dominiert, die meisten Kurden sind sunnitische Muslime. Aali, der in Sanandai oftmals die Predigt zum traditionellen Freitagsgebet hielt, hatte sich im Streit um die Präsidentenwahlen im Juni klar hinter Amtsinhaber Ahmadinedschad gestellt.
Schwere politische Krise in Kurdistan
In der Provinz Kurdistan kommt es häufiger zu Kämpfen zwischen kurdischen Rebellen und iranischen Sicherheitskräften. In der Islamischen Republik gibt es wie in den Nachbarländern Türkei und Irak eine große kurdische Minderheit. Das Land ist nach den Präsidentenwahlen und den Protesten von Regimegegnern im Juni in seine schwerste politische Krise seit der islamischen Revolution vor 30 Jahren gestürzt.
Klage gegen Großajatollah
Ahmadinedschad geht unterdessen gerichtlich gegen den regierungskritischen Großajatollah Jussef Sanei vor. Das Präsidentenamt habe eine entsprechende Klage an ein spezielles Religionsgericht formuliert, berichtete die Nachrichtenagentur Fars. Sanei ist einer der hochrangigsten Kleriker des Iran und hatte mehrmals offen Kritik an Ahmadinedschad und dessen umstrittener Wiederwahl am 12. Juni geäußert.
Bei den Protesten nach der Wahl hatte er auf der Seite des Oppositionellen Mir Hussein Mussawi gestanden. Vergangenen Monat soll er gesagt haben, die Strafe für das Töten von Muslimen sei "ewige Hölle". Bei den Protesten waren nach offiziellen Angaben 20 Demonstranten ums Leben gekommen.
Karubis Vorwürfe zurückgewiesen
Die Justiz des Landes hat derweil Vorwürfe des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mehdi Karubi zurückgewiesen, wonach Regierungskritiker im Gefängnis vergewaltigt worden sein sollen. "Es gibt keine Dokumente, die die Vergewaltigungen beweisen, wie sie Herr Karubi vorträgt", teilte ein hochrangig besetzter Ausschuss in einem Bericht am Samstag dem Staatsfernsehen zufolge mit. Karubis Vorwürfe und eingereichten Anschuldigungen seien ausgedacht und zusammengestellt worden, um die öffentliche Meinung fehlzuleiten. Dem dreiköpfigen Ausschuss gehört auch der iranische Generalstaatsanwalt Gholamhossein Mohseni-Edschei an.
Karubi hatte im August den Vorwurf erhoben, regierungsfeindliche Demonstranten seien in der Haft vergewaltigt und missbraucht worden. Die Regierung hat die Anschuldigungen stets bestritten. Erst in der vergangenen Woche war das Büro von Karubi geschlossen worden. Er und der ebenfalls unterlegene Reformkandidat Mirhossein Mussawi werfen der Regierung Wahlfälschung vor.
Bei den Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Ahmadinedschad waren nach Angaben der Opposition mehr als 70 Menschen getötet worden. Die Regierung spricht von 26 Toten, darunter auch Angehörige der Sicherheitskräfte. Hunderte Demonstranten wurden zudem festgenommen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa