Holocaust-Leugner verurteilt Geldstrafe für Williamson
16.04.2010, 15:32 Uhr10.000 Euro muss der Brite Richard Williamson wegen Volksverhetzung zahlen. Zum Prozess nach Regensburg war der Bischof der erzkonservativen Piusbruderschaft nicht erschienen - und vom Inhalt seiner Aussagen nimmt er auch nichts zurück.
Das Regensburger Amtsgericht hat den Holocaust-Leugner Richard Williamson zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Der 70-jährige Bischof der ultrakonservativen Piusbruderschaft hatte in einem nahe Regensburg aufgezeichneten Interview den Massenmord an den Juden in den Nazi-Gaskammern bestritten. Weil fast zeitgleich mit der Ausstrahlung des Interviews Anfang vergangenen Jahres Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation des 70-Jährigen und dreier weiterer Piusbischöfe aufhob, erntete der Papst weltweite Kritik.
Leicht unter Forderung der Staatsanwaltschaft
Amtsrichterin Karin Frahm verurteilte Williamson zu 100 Tagessätzen zu je 100 Euro. Sie blieb damit geringfügig unter der Forderung der Staatsanwaltschaft von 120 Tagessätzen. Einen Strafbefehl über diese Summe hatte der britische Bischof im Vorfeld abgelehnt, weshalb es zu dem Prozess kam.
Anwalt forderte Freispruch
Williamsons Coburger Rechtsanwalt Matthias Loßmann forderte hingegen Freispruch für seinen Mandanten. Er bestritt zwar nicht, dass Williamson den Holocaust verharmloste. Aber er habe nicht vorsätzlich gehandelt, da er in dem Interview überraschend nach diesem Thema gefragt worden sei. Anschließend habe er den Journalisten des schwedischen Fernsehsenders SVT 1 ausdrücklich gesagt, dass dieser Beitrag wegen der Strafbarkeit nicht in Deutschland gezeigt werden dürfe.
Williamson nimmt nichts zurück
Seine Aussagen nahm Williamson dagegen nicht zurück. Williamson hatte in dem Interview mit SVT 1 gesagt: "Ich glaube, es gab keine Gaskammern... Ich glaube, dass zwei- oder dreihunderttausend Juden in Nazi-Konzentrationlagern umkamen, aber nicht so." Er glaube nicht, "dass sechs Millionen Juden vergast wurden".
Der TV-Beitrag wurde genau zu dem Zeitpunkt ausgestrahlt, als der Papst der einst verstoßenen ultrakonservativen Piusbruderschaft die Hand reichte und die Exkommunikation des Briten und der drei anderen Pius-Bischöfe aufhob. In der Folge musste der Vatikan, wie aktuell beim Missbrauchsskandal, wochenlang die Wogen glätten. Die von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründete Bruderschaft wendet sich gegen eine Modernisierung der katholischen Kirche und lehnt außerdem die Ökumene und den interreligiösen Dialog ab. Kritiker sprechen von einem antidemokratischen, mittelalterlichen Denken.
Der in London lebende Bischof selbst war trotz Vorladung nicht zu dem Prozess gekommen. Laut Loßmann hatten die Piusbrüder dies dem Briten untersagt. Auch die drei als Zeugen geladenen Fernsehjournalisten aus Schweden blieben der Verhandlung fern.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP