Prozess wird neu aufgerollt Gericht hebt Urteil gegen Ríos Montt auf
21.05.2013, 06:30 Uhr
Menschenrechtler sahen in dem Urteil einen Triumph. Nun geht der Kampf für sie von vorne los.
(Foto: dpa)
Von Menschenrechtsaktivisten wird es als historischer Sieg gefeiert, als ein Gericht in Guatemala Efraín Ríos Montt zu einer langen Haftstrafe verurteilt: Erstmals bestraft die Justiz eines Landes einen früheren Diktator. Doch nun ist das Verfahren Makulatur. Wegen Verfahrensfehlern geht der Prozess von vorne los.
Alles auf Anfang im Verfahren gegen den ehemaligen guatemaltekischen Machthaber Efraín Ríos Montt: Das Verfassungsgericht des mittelamerikanischen Landes hat das Urteil gegen den greisen Politiker aufgehoben und einen neuen Prozess angeordnet. Während der mündlichen Verhandlung sollen der Strafkammer Verfahrensfehler unterlaufen sein, zitierte die Zeitung "El Periódico" aus der Begründung. So seien die Rechte der Verteidigung beschnitten worden.
Ríos Montt war am 10. Mai wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 soll er für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung tausender Indios verantwortlich gewesen sein. Menschenrechtsaktivisten hatten das Urteil gegen Ríos Montt als historisch gefeiert. Nie zuvor wurde ein Ex-Staatschef von einem einheimischen Gericht wegen Völkermordes verurteilt.
Gesundheitszustand verschlechtert sich
Die Anwälte von Ríos Montt hatten allerdings bereits während des Verfahrens eine ganze Reihe von Beschwerden eingelegt. Unter anderem monierten sie, dass nicht alle Entlastungszeugen gehört worden seien. Direkt nach dem Urteil legten sie Berufung ein.
Nach der Entscheidung des Verfassungsgerichts muss nun die mündliche Verhandlung wiederholt werden. Der 86-jährige Ríos Montt wird wegen Bluthochdrucks und Problemen mit der Prostata seit rund einer Woche in einem Militärkrankenhaus behandelt.
Quelle: ntv.de, jog/dpa