Gibt Mugabe auf? Gerüchte in Simbabwe
01.04.2008, 22:22 UhrNach fast drei Jahrzehnten an der Regierung steht der Präsident von Simbabwe, Robert Mugabe, jetzt möglicherweise vor dem Ende seiner Macht. Angesichts der schleppenden Stimmenauszählung der Wahlen verdichten sich Hinweise auf seinen möglichen Rückzug. Berichte über Gespräche zwischen Regierung und Opposition über einen Machtwechsel wurden allerdings von beiden Seiten dementiert. Die Opposition in Simbabwe hat sich bereits zum Sieger der Parlaments- und Präsidentenwahlen am Samstag erklärt. Das offizielle Ergebnis stand am Dienstag noch immer aus.
Zuvor hatte es aus Oppositionskreisen geheißen, Mugabe sei grundsätzlich zum Rücktritt bereit. Der britische Sender BBC berichtete, Vertreter Mugabes, der Militärführung sowie der Opposition führten Gespräche und eine entsprechende Vereinbarung stehe kurz vor dem Abschluss. Auch im US-Außenministerium hieß es, die Opposition sei in Gesprächen mit der Regierungspartei von Präsident Mugabe über einen Rücktritt des Staatschefs. Der seit 28 Jahren regierende Mugabe (84) hatte sich bei der Wahl vor drei Tagen erneut um ein Mandat beworben.
"Kein Bedarf"
"Es gibt keinen Bedarf für ein Abkommen", sagte der stellvertretende Informationsminister Bright Matonga inzwischen. Auch Oppositionsführer Morgan Tsvangirai sagte, er sei nicht mit Mugabe in Gesprächen über einen Wechsel an der Staatsspitze. Vorher müssten die Wahlergebnisse bekanntgegeben werden. Er habe indes keinen Zweifel daran, dass seine Partei MDC die Wahl gewonnen habe, bekräftigte Tsvangirai.
Bei der Parlamentswahl lag die regierende ZANU(PF)-Partei von Mugabe nach den nur langsam veröffentlichten offiziellen Ergebnissen nach Auszählung von 130 der 210 Wahlkreise mit 63 Mandaten knapp vorn. Die oppositionelle Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) von Morgan Tsvangirai kam demnach bisher auf 62 Mandate, die MDC-Splitterfraktion von Arthur Mutambara auf 5 Sitze.
Bei der Präsidentenwahl lag Tsvangirai nach Prognosen des unabhängigen simbabwischen Wahlunterstützungsnetzwerks (ZESN) dagegen mit 49,4 Prozent klar vor Mugabe mit 41,8 Prozent. Mugabes Ex-Finanzminister Simba Makoni lag abgeschlagen bei 8,2 Prozent. Sollte sich das bestätigten, müsste Mugabe in eine Stichwahl.
Nervöse Stimmung in Harare
Die schleppende Stimmenauszählung gab Befürchtungen über massive Fälschungen weiteren Auftrieb. In der Hauptstadt Harare wurde die Stimmung als "angespannt und nervös" beschrieben. Im Nachbarland Südafrika äußerten sich Politiker und Medien zunehmend besorgt über die Gefahr von einem Gewaltausbruch unter aufgebrachten Simbabwern, die zunehmend von der schlimmsten Wirtschaftskrise in der Geschichte des Landes gebeutelt sind.
Berichte, der seit den Wahlen am Samstag nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehene Mugabe sei auf dem Flug in das südostasiatische Land Malaysia, hatte ein Regierungssprecher mit den Worten gekontert: "Der Präsident hat weiterhin die Kontrolle." Aus informierten Kreisen hieß es jedoch, über dem Regierungsviertel gebe es verstärkte Hubschrauberflüge. Auf den Straßen sei aber kaum Militär zu sehen. Das wurde als Hinweis gedeutet, dass Mugabes Unterstützung bei der Armee bröckelt.
Die Wahlkommission hatte betont, das Ergebnis der Präsidentenwahl werde erst nach Auszählung aller Stimmen auch bei der Parlaments- und Kommunalwahl bekanntgegeben. Westliche Beobachter waren nicht zugelassen. "Die Verzögerungen und die Weigerung, Teilergebnisse zu veröffentlichen, werfen Fragen zu den tatsächlichen Absichten der Wahlkommission Simbabwes auf", kritisierte Tom Casey, Sprecher des US-Außenministeriums. Dabei verwies er auf Zweifel an der Fairness und Glaubwürdigkeit der Wahl, die die US-Regierung bereits vor der Abstimmung am Samstag geäußert hatte.
Quelle: ntv.de