Mehrere Tote bei israelischem Angriff Gewalt in Gaza eskaliert
22.03.2011, 22:58 Uhr
Palästinenser begutachten den Schaden an einem Trainingscamp der Hamas.
(Foto: AP)
Israel setzt sich gegen wiederholte Angriffe der Palästinenser zur Wehr und feuert mehrere Granaten auf den Gazastreifen ab. Dabei werden mindestens acht Palästinenser getötet, darunter sollen Zivilisten und sogar Kinder sein. Israel bedauert die zivilen Opfer.
Während die Welt auf den Militäreinsatz in Libyen schaut, eskalieren die Auseinandersetzungen um den Gazastreifen. Nach palästinensischen Angaben sind dort acht Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden. Drei Fußball spielende Kinder und ein Erwachsender kamen den Angaben zufolge durch Granaten ums Leben. Später seien vier militante Palästinenser bei einem israelischen Luftangriff getötet worden.
Die israelische Armee erklärte, vom Gazastreifen aus seien Granaten auf Israel gefeuert worden. Die Armee habe mit ebensolchen Waffen zurückgeschossen. Sie bedauere, wenn es zivile Opfer gegeben habe.
Nach amtlichen palästinensischen Angaben starben drei Palästinenser bei einem Luftangriff auf das östliche Viertel Seitun in Gaza, ein weiterer wurde verletzt. Eine Sprecherin der israelischen Armee bestätigte, dass es einen Angriff gegeben habe. Er habe einer "Gruppe von Terroristen" gegolten, die Raketen auf Israel abfeuern wollten. Zuvor waren vier Palästinenser, unter ihnen zwei Kinder, getötet worden, als israelische Artillerie im östlichen Viertel Schadschaija von Gaza ein Haus beschoss. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben auch Kinder und Jugendliche getroffen, die dort Fußball spielten. Von den insgesamt zwölf Verletzten seien vier schwer verletzt. Zunächst war von mindestens fünf Toten die Rede gewesen.
Israel bedauert tote Zivilisten
Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und sein Verteidigungsminister Ehud Barak haben den Tod von palästinensischen Zivilisten bedauert. In einer Erklärung von Netanjahus Büro hieß es, die "unschuldigen Zivilisten" seien "irrtümlich" getötet worden - "als Reaktion auf Schüsse der Hamas auf unschuldige israelische Bürger". Barack sagte im US-Fernsehsender MSBNC, die toten Palästinenser seien der "Preis", der für die täglichen "terroristischen" Angriffe auf Israel zu zahlen sei. Er bedauerte ihren Tod aber ebenfalls.
Der palästinensische Ministerpräsident Salam Fajad verurteilte die israelischen Angriffe scharf. Er erlangte eine "sofortige internationale Intervention, um Israel dazu zu zwingen, die Gewalt und die gefährliche Eskalation gegen unser Volk im Gazastreifen zu stoppen". Unbewaffnete Zivilisten müssten vor israelischen Angriffen geschützt werden.
In einer Spirale aus Gewalt und Gegengewalt feuerten militante Palästinenser eine selbst gebaute Kassam-Rakete sowie vier Mörsergranaten auf das israelische Grenzgebiet ab. Dort leben 10.000 Menschen. Bei den Angriffen wurde kein Israeli verletzt.
Ständige Granatenangriffe
Bereits in den vergangenen Tagen hatte Israel seine Vergeltungsschläge intensiviert, nachdem mehrere Raketen aus dem von der radikalen Hamas beherrschten Palästinenser-Gebiet auf Israel abgeschossen worden waren. Am Montag hatte Israel mit Luftangriffen darauf reagiert. Nach Angaben der israelischen Armee sind seit Jahresbeginn bereits mehr als 130 Granaten und Raketen aus dem Gazastreifen auf israelischem Gebiet eingeschlagen, allein über 60 in der zurückliegenden Woche.
Bewohner des Gazastreifens berichteten, sie hätten Anrufe des israelischen Militärs erhalten und seien aufgefordert worden, Einrichtungen der Hamas zu meiden. Kurz vor den Angriffen in der Nacht hatte sich die im Gazastreifen herrschende Hamas zu einer Waffenruhe bereiterklärt, sofern die israelische Armee ihre Angriffe beende.
Lage bleibt prekär
Derweil zeigt ein UN-Bericht, dass sich neun Monate nach der Lockerung der israelischen Blockade des Gazastreifens die humanitäre Lage dort nur unwesentlich verbessert. Konsumgüter und einige Rohmaterialien seien zwar inzwischen leichter zu erwerben, hieß es in dem Bericht des UN-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA). Dies habe den privaten Sektor in begrenztem Maße wieder angekurbelt. Weiterhin bestehende Beschränkungen hätten jedoch eine echte Verbesserung der Lebenssituation der Bevölkerung von gut 1,5 Millionen Menschen in dem Küstenstreifen verhindert.
Israel hatte erste Sanktionen 2006 verhängt, nachdem ein palästinensisches Kommando unter Führung der radikalislamischen Hamas den israelischen Soldaten Gilad Schalit in den Gazastreifen entführt hatte. Die Blockade wurde ein Jahr später verschärft, nachdem Hamas dort gewaltsam die Kontrolle übernommen hatte. Ende Mai vergangenen Jahres hatte die israelische Marine bei der Stürmung des türkischen Hilfsschiffs "Mavi Marmara" neun Aktivisten getötet. Israel lockerte danach Mitte Juni 2010 die Blockade auf internationalen Druck. Warenlieferungen an den Grenzübergängen werden jedoch nach wie vor streng überwacht.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts