Politik und Medien einig Gewalt muss bekämpft werden
03.05.2002, 00:03 UhrNach der Bluttat von Erfurt sollen Gewaltdarstellungen in elektronischen Medien drastisch reduziert werden. "Das sind wir den Opfern von Erfurt schuldig", schrieb Bundeskanzler Gerhard Schröder am Freitag in einem offenen Brief an die Bevölkerung. Medien und Politik müssten dafür sorgen, dass sich eine solche Tat nicht wiederhole, "so weit das menschenmöglich ist".
Schröder sowie die Spitzen öffentlich-rechtlicher und privater TV-Sender verständigten sich am Donnerstagabend auf die Bildung eines Runden Tischs, der einen Kodex für den Umgang mit Gewaltszenen im Fernsehen, Internet und in Computerspielen erarbeiten soll. Der Kanzler versprach umfassende Konsequenzen aus dem Amoklauf.
Kultusminister fordern Umdenken / Sonderlösung für Erfurter Abiturienten
Auch nach dem Amoklauf von Erfurt müssen die Schulen in Deutschland offene Orte der Kommunikation und Begegnung bleiben. Diese Ansicht vertreten die Kultusminister mehrerer Länder. Schulen dürften nicht zu Festungen werden, erklärten sie am Freitag nach der Trauerfeier für die Opfer der Bluttat. Zugleich forderten sie eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Gewalt, auch mit dem Ziel, die Gewaltbereitschaft an Schulen zu senken.
"Die gesamte Gesellschaft muss sich fragen, wie wir Tag für Tag mit Gewalt umgehen. Nicht nur in den Medien wird Gewalt allzu oft als einfaches Mittel zur Problemlösung dargestellt", hieß es in der Erklärung. Gewaltbereitschaft könne auf lange Sicht nur durch ein grundlegendes Umdenken der Gesellschaft gesenkt werden.
Für die Abiturienten des Erfurter Gutenberg-Gymnasiums wollen die Kultusminister spezielle Lösungen bundesweit anerkennen. Jeder der betroffenen 80 Schüler soll bis Schuljahresende eine individuelle Möglichkeit erhalten, seine Prüfungen abzulegen. Der Abiturjahrgang war am Freitag vor einer Woche durch den Amoklauf des 19-jährigen Ex-Mitschülers Robert Steinhäuser jäh aus den schriftlichen Prüfungen von Grundkursen gerissen worden.
Computerspiele im Visier
Inzwischen hat Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) eine schärfere Überprüfung von gewaltverherrlichenden Computerspielen angekündigt. "Ich werde überprüfen, ob wir bei laufenden Bildern möglicherweise die Strafvorschriften anziehen müssen“, sagte sie am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Es könne nicht angehen, dass Kinder als ersten Schritt bei einem Computerspiel aussuchen, welche Waffe sie nehmen, um dann möglichst "viele abzuknallen“.
Quelle: ntv.de