Politik

Rückkehr des Clinton-Jägers Gingrich will Kandidat werden

Der Erfinder der "Republikanischen Revolution", Newt Gingrich, will Kandidat seiner Partei bei der Präsidentschaftswahl 2012 werden. Seine Chancen dürften sich in engen Grenzen halten: Der 67-Jährige ist ein Mann von gestern.

Früher Strippenzieher, heute eher Außenseiter: Newt Gingrich.

Früher Strippenzieher, heute eher Außenseiter: Newt Gingrich.

(Foto: REUTERS)

Das republikanische Urgestein Newt Gingrich will US-Präsident Barack Obama bei der Präsidentenwahl im kommenden Jahr herausfordern. Der konservative Gegenspieler von Bill Clinton in den 1990er Jahren gab über Twitter und YouTube bekannt, sich um die Nominierung als Kandidat seiner Partei zu bewerben. Gingrich ist 67 Jahre alt. In einer Umfrage von Reuters und dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos liegt er in der Gunst der Wähler 18 Prozentpunkte hinter Obama.

In einem Interview des TV-Senders Fox griff Gingrich Obama insbesondere für dessen wirtschaftspolitischen Kurs an. "Wir müssen das Argument vorbringen, dass Präsident Obama die falsche Politik verfolgt, und sie führt zu den falschen Ergebnissen", sagte er. "Es ist ganz einfach: Neun Prozent Arbeitslosigkeit ist ein falsches Ergebnis." Auch in dem YouTube-Video fand er harsche Worte für die Demokraten: "Es gibt ein paar Leute, denen es nichts ausmacht, wenn Amerika ruiniert wird, solange sie den Ruin dominieren."

Der alte Kampf gegen "Washington"

Gingrich wurde in den 1990er Jahren bekannt, als er die "Republikanische Revolution" ausrief und Präsident des Repräsentantenhauses wurde. Mit Clinton und dessen Regierungsmannschaft lieferte er sich damals eine erbitterte Haushaltsschlacht. Auch diesmal setzt er auf die traditionellen konservativen Inhalte: niedrige Steuern, einen ausgeglichenen Haushalt, weniger Einfluss von "Washington".

Gingrichs Politik zielte bereits vor 20 Jahren vor allem auf massive Einsparungen in der Staatskasse ab. Er lieferte sich heftige Haushaltsschlachten mit Clinton, die sogar zeitweise in den finanziellen Stillstand der Regierung mündeten und seine Beliebtheitswerte sinken ließen. Auch Gingrichs harter Kurs gegen den Präsidenten in der Sex-Affäre um die Praktikantin Monica Lewinsky kostete ihn Zuspruch - in den Kongresswahlen 1998 verlor seine Partei massiv, was seinen Abstieg innerhalb der Partei beförderte.

Zu viele Affären, zu viele Ehen

Laut einer Umfrage des Fernsehsenders CNN haben 44 Prozent der Amerikaner keine gute Meinung von Gingrich, lediglich 30 Prozent sehen ihn in einem positiven Licht. Kritiker bemängeln, dass der drei Mal verheiratete Gingrich sich bereits zu viele persönliche Fehltritte - darunter außereheliche Affären - geleistet habe, um als Präsidentschaftskandidat glaubwürdig zu sein.

Bevor Gingrich jedoch im direkten Duell gegen Obama antreten kann, muss er sich noch in den Vorwahlen seiner eigenen Partei behaupten. Dort wird er auf politische Schwergewichte wie den US-Geschäftsmann und ehemaligen Gouverneur Mitt Romney treffen, der seine Kandidatur wohl in diesem Sommer festmachen wird. Romney war 2008 bei den Vorwahlen der Republikaner gegen John McCain ausgeschieden, der bei der Präsidentenwahl gegen Obama verlor.

Der Ex-Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, hat offiziell seinen Hut in den Ring geworfen, ihm werden aber nur geringe Chancen eingeräumt. Als weitere mögliche Kandidaten gelten unter anderen der Ex-Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, sowie zwei Frauen von der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung, Sarah Palin und Michele Bachmann. Bei den Demokraten ist Obama unangefochten. Er erklärte bereits Anfang April, dass er seine Wiederwahl anstrebe.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP

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