Politik

Herbert Mertin Glücklos liberal

Die liberalen Befürchtungen sind wahr geworden: Der rheinland-pfälzische FDP-Spitzenkandidat Herbert Mertin muss das klare Scheitern seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde verdauen und ist damit wohl der Verlierer des Abends. Die Stimmung der Freidemokraten ist nach der Landtagswahl am Boden. Mertin führte das Ergebnis in einer ersten Reaktion vor allem auf die Diskussionen über Kernenergie nach der japanischen Atomkatastrophe zurück. Die Niederlage der FDP, die damit nach 24 Jahren Parlamentszugehörigkeit rausflog, sei eine "bittere Tatsache".

Herbert Mertin bekam kräftigen Gegenwind aus Berlin.

Herbert Mertin bekam kräftigen Gegenwind aus Berlin.

(Foto: dpa)

Mertins bisherige Fraktion im Landtag war die kleinste, sein Prestige als Redner der Opposition jedoch groß - nicht nur bei seinen Parteikollegen. Der Fraktionschef machte sich als Kritiker der Landesregierung einen Namen - nachdem die FDP noch bis 2006 eineinhalb Jahrzehnte lang zusammen mit der SPD regiert hatte. Doch dann lieferte sich Mertin mitunter dramatische Wortgefechte mit den Sozialdemokraten - beispielsweise über den überdimensionierten Ausbau des Nürburgringrings oder die höchstrichterlich kritisierte Besetzung eines Richterpostens.

Souverän leitete der Jurist als Vorsitzender den Untersuchungsausschuss des Mainzer Landtags zur früheren unzulässigen Parteienfinanzierung der CDU. Für bundesweite Schlagzeilen sorgte Mertin Ende 2010, als er seinen eigenen Parteichef Guido Westerwelle als "Klotz am Bein" bezeichnete.

Bart und rollendes R

Mertins rollendes "R" und der Bart sind die Markenzeichen des 52-jährigen Koblenzer Rechtsanwalts, der in Chile geboren wurde. 1996 errang er erstmals einen Sitz im Landtag in Mainz. Drei Jahre später wurde er von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) zum Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Justizministers Peter Caesar (FDP) bestellt. Nach der Landtagswahl 2006, als die SPD die absolute Mehrheit gewann, wechselte Mertin von der Regierungs- auf die Oppositionsbank.

Der Liberale war 1958 im chilenischen Temuco geboren worden. Er besuchte zunächst die Deutsche Schule in Santiago de Chile. Sein Abitur machte er in Linz am Rhein. Nach dem Wehrdienst studierte er in Mainz und Bonn Jura.

Noch heute besitzt der verheiratete Vater von vier Söhnen neben seinem deutschen auch einen chilenischen Pass und spricht perfekt Spanisch. Auch die Medien seiner Heimat verfolgt er nach wie vor im Internet: "Wenn ich wieder in Chile bin, verblüffe ich gelegentlich die Leute, dass ich manchen Skandal dort besser kenne als sie selbst." Wie es in der rheinland-pfälzischen FDP nach der Wahlschlappe weitergeht, ist noch völlig unklar.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen