Politik

Verschärfte Lage in Bangkok Granatangriff auf Demonstranten

Bei einem Angriff auf Demonstranten am Sitz der thailändischen Regierung in Bangkok sind nach Angaben der Rettungskräfte mindestens 46 Menschen verletzt worden, einige von ihnen schwer. Nach Polizeiangaben explodierte in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) nahe einer für Kundgebungen vor dem Gebäude errichteten Bühne eine Granate. Die Urheber des Angriffs waren zunächst nicht bekannt.

Die oppositionelle "Volksallianz für Demokratie" (PAD) gab laut "Bangkok Post" die Zahl der Verletzten mit 34 an. "Zwei bis drei" von ihnen seien schwer verletzt, sagte ein Sprecher. Das Gebäude im Zentrum Bangkoks wird seit August von Anhängern der Opposition belagert, die den Rücktritt von Ministerpräsident Somchai Wongsawat fordern.

Die Granate sei etwa 300 Meter von der Bühne entfernt detoniert, sagte PAD-Sprecher Suriyasai Katasila einem örtlichen Fernsehsender. Die Demonstranten seien mittlerweile an ihre Positionen zurückgekehrt, "sie haben keine Angst". In der vergangenen Woche waren bei mehreren Granatenangriffen auf die Oppositionellen vor dem Regierungssitz zwei Menschen getötet worden.

Lage spitzt sich zu

Am besetzten internationalen Flughafen von Bangkok ist unterdessen die befürchtete Konfrontation zwischen Regierungsgegnern und Polizei zunächst ausgeblieben, die Lage spitzte sich jedoch weiter zu. Hundertschaften versuchten vergeblich, die Zufahrtstraßen zu blockieren, um die Ankunft weiterer Demonstranten zu verhindern. Vor laufenden Fernsehkameras ließen die Protestierer die Luft aus den Reifen von Polizeifahrzeugen. Einige der überwiegend in der Königsfarbe gelb gekleideten Regierungsgegner versuchten, die Polizei zu provozieren, doch winkten die Polizisten ab und zogen sich zurück.

Im Fall eines gewaltsamen Eingreifens der Polizei haben die Flughafenbesetzer mit Widerstand gedroht. Die Anhänger der außerparlamentarischen Opposition PAD haben Barrikaden aus Gepäckwagen und Stacheldrahtzäune aufgebaut. Die Zufahrtswege kontrolliert ihre eigene Miliz, die mit Eisenstangen bewaffnet ist. Den verhängten Ausnahmezustand ignorieren die Demonstranten. "Wir kämpfen bis zum Tod", bekräftigte PAD-Gründer Sondhi Limthongkul.

Eine Million Jobs bedroht

Die thailändische Regierung rechnet nach Angaben des stellvertretenden Regierungschefs Olarn Chaiprawat damit, dass es möglicherweise noch einen Monat dauert, ausländischen Besuchern ihren Heimflug zu ermöglichen. Täglich könnten die Flugzeuge von rund 30.000 Passagieren nicht abheben. Rund 100.000 Touristen und Geschäftsleute, die bislang nicht ausfliegen konnten, sitzen in Thailand fest. Botschaften mussten sich um hunderte gestrandete Landsleute kümmern, nachdem einigen von ihnen das Geld ausgegangen ist. Zudem sitzen rund 50.000 Thailänder im Ausland fest.

Die Auswirkungen der Proteste auf den Tourismussektor nannte Olarn "gigantisch". Bis zu eine Million Jobs in Thailand seien bedroht. Die Zahl der Besucher falle im kommenden halben Jahr möglicherweise um die Hälfte.

Anhänger der regierungsfeindlichen Volksallianz für die Demokratie (PAD) hatten den internationalen Suvarnabhumi-Airport am Dienstag besetzt, um die Rückkehr von Ministerpräsident Somchai Wongsawat von einer Auslandsreise zu verhindern. Einen Tag später legten sie auch den Don-Mueang-Airport für Inlandsflüge lahm. Am Donnerstag verhängte Somchai den Ausnahmezustand über die beiden Flughäfen. Er bot den Anführern der Proteste Gespräche an. Doch haben diese schon mehrere Angebote ausgeschlagen.

Erklärung der EU

Unterdessen wächst der internationale Druck auf die Regierungsgegner, die Besetzungen zu beenden. Die Europäische Union forderte die Demonstranten in einer Erklärung auf, die Flughäfen "friedlich und ohne Verzögerung" zu räumen. Bei "allem Respekt für das Recht auf Demonstrationsfreiheit" sei die Besetzung der Flughäfen "vollkommen unangemessen", hieß es in einer Erklärung der EU-Botschafter, die von der französischen EU-Ratspräsidentschaft veröffentlicht wurde.

Fl üge werden umgeleitet

Die Betreiber des internationalen Flughafens teilten mit, der Airport bleibe auch in den beiden kommenden Tagen außer Betrieb. Die Fluggesellschaft Thai Airways International erklärte in Frankfurt, ihre Flugzeuge von und nach Deutschland auf den Militärflughafen U-Tapao rund 190 Kilometer südöstlich von Bangkok sowie den Flughafen der Insel Phuket umzuleiten. Die ersten vollbesetzten Maschinen aus Phuket landeten demnach bereits in Deutschland. Auch ein erstes Flugzeug der Lufthansa kam nach Angaben der Fluglinie aus Phuket in Frankfurt an.

Die Lage in Thailand ist seit Monaten äußerst gespannt. Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung wurden bereits mehrere Menschen getötet. Die Regierungsgegner werfen Somchai vor, korrupter Handlanger seines 2006 vom Militär als Regierungschef gestürzten Schwagers Thaksin Shinawatra zu sein.

Quelle: ntv.de

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