"Haben Grund, Gaddafi zu fürchten" Großbritannien warnt vor Anschlag
26.03.2011, 11:40 UhrDie britische Regierung warnt vor einem libyschen Terroranschlag aus Rache für die Angriffe gegen das Gaddafi-Regime. Bodentruppen wollen weder Großbritannien noch die USA in das nordafrikanische Land schicken.

Ein Pilot der Royal Air Force steigt auf einer Basis in Süditalien nach dem Einsatz aus seinem "Typhoon" aus.
(Foto: AP)
Der britische Justizminister Kenneth Clarke hat vor einem Racheanschlag des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Stil des Lockerbie-Attentats gewarnt. Großbritannien habe "einen guten Grund", Gaddafi nicht mehr an der Macht sehen zu wollen, sagte Clarke dem "Guardian".
"Die Menschen in Großbritannien haben einen Grund, sich an den Fluch Gaddafis zu erinnern - Gaddafi zurück an der Macht, der alte Gaddafi, der Rache sucht; wir haben großes Interesse daran, das zu verhindern", so Clarke.
Bei dem Attentat auf einen Pan Am-Jumbo über dem schottischen Ort Lockerbie 1988 waren 270 Menschen ums Leben gekommen. Bis heute ist dafür nur der Libyer Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi verurteilt worden. Er war 2009 wegen einer Krebserkrankung aus der Haft in Schottland entlassen worden und durfte nach Libyen heimkehren.
Damals hieß es, al-Megrahi habe nur noch wenige Monate zu leben. Tatsächlich lebt er immer noch. Die britische Regierung musste sich seinerzeit vorwerfen lassen, al-Megrahi nur entlassen zu haben, um Geschäfte mit dem Gaddafi-Regime machen zu können.
"Wollen Libyen nicht besetzen"
Clarke betonte in dem Interview, dass die UN-Resolution keine Regime-Änderung in Libyen decke. "Wir denken nicht im Traum daran, das Land zu besetzen. Zum Glück haben wir das in der Resolution ausgeschlossen. Es wäre Wahnsinn, ein anderes Land zu besetzen, während wir in Afghanistan sind."
Großbritanniens Außenminister William Hague betonte derweil, dass er fest davon ausgehe, dass die NATO die Führung über sämtliche Militäroperationen in Libyen übernehmen werde - einschließlich der Luftangriffe auf Gaddafis Bodentruppen. "Ich habe jeden Grund, davon auszugehen, dass die gesamte Operation, inklusive des Schutzes von Zivilisten auf dem Boden durch unsere Luft- und Raketenangriffe, ebenfalls Teil der NATO-Führung sein wird", sagte Hague der BBC.
Auch Obama will keine Bodentruppen schicken
US-Präsident Barack Obama will, dass Gaddafi für das brutale Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung zur Verantwortung gezogen wird. Zugleich mahnte er Gaddafi, die Angriffe auf Zivilisten zu stoppen. "Diejenigen, die für Gewalt verantwortlich sind, müssen haftbar gemacht werden", forderte Obama in seiner wöchentlichen Rundfunkrede.
"Gaddafi hat das Vertrauen seines Volkes sowie die Rechtmäßigkeit zur Herrschaft verloren", sagte Obama. "Die Hoffnungen des libyschen Volkes müssen verwirklicht werden."
Der US-Präsident bekräftigte aber auch, dass sich die USA in dem nordafrikanischen Land nur begrenzt engagieren wollen. "Wir schicken keinerlei Bodentruppen nach Libyen." Nachdem US-Militärs in der ersten Kriegswoche das Kommando übernommen hatten, setzten nun die Partner des Militäreinsatzes die Flugverbotszone und das Waffenembargo durch. Auch arabische Staaten wie etwa Katar hätten Flugzeuge für die Flugverbotszone zugesagt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP