Politik

Fehlverhalten in der Edathy-Affäre? Große Koalition stärkt Ziercke den Rücken

Jörg Ziercke

Jörg Ziercke

(Foto: dpa)

Für die Opposition ist BKA-Chef Ziercke nicht mehr tragbar. Die Linke fordert seinen Rücktritt. Ziercke selbst lehnt das ab - und bekommt Unterstützung von Union und SPD.

Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, bekommt Unterstützung von den Regierungsparteien. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl sagte über den in der Edathy-Affäre heftig Kritisierten im "Kölner Stadt-Anzeiger": "Ich glaube, dass Ziercke im Amt bleiben kann. Er ist ein sehr guter Polizist, und ich bin froh dass wir ihn haben."

Strobl zeigte Verständnis dafür, dass Ziercke Ermittlungen gegen einen hochrangigen BKA-Beamten nicht öffentlich gemacht hatte, der auf der Käuferliste eines kanadischen Kinderpornografie-Versands stand. "Das wäre möglicherweise sogar problematisch gewesen - es ging ja nicht um einen Politiker, sondern um einen Beamten", sagte Strobl. So wie sich ihm die Sache darstelle, seien sofort Konsequenzen gezogen und der Mann vom Dienst suspendiert worden. Strobl: "Ich kann nicht erkennen, dass da Fehler gemacht wurden."

Einem Untersuchungsausschuss in der vom früheren SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy ausgelösten Affäre würde sich die Union laut Strobl nicht verschließen, falls Linke und Grüne das fordern. Man könne die Aufklärungsarbeit zwar auch im Innenausschuss des Bundestages fortsetzen, aber wenn die Opposition das anders sehe, "dann sollten wir das positiv begleiten".

Linke bleibt bei Rücktrittsforderung

Auch die SPD verteidigt den unter Druck geratenen BKA-Chef Ziercke und weist Rücktrittsforderungen aus der Opposition zurück. "Mir geht das alles zu schnell", sagte Michael Hartmann, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, der "Passauer Neuen Presse". "Herr Ziercke ist ein über Parteigrenzen hinweg anerkannter Spitzenbeamter."

Es sei "ein Gebot der Sorgfalt und Gründlichkeit", den BKA-Chef noch einmal "in aller Länge" im Innenausschusses des Bundestages anzuhören und zu befragen, bevor über weitere Schritte entschieden werde. "Ein Untersuchungsausschuss ist ein scharfes Schwert. Wer es zu oft zieht, macht es stumpf", sagte Hartmann.

Linken-Vorsitzender Bernd Riexinger bekräftigte dagegen seine Forderung nach dem Rücktritt von Ziercke. "Ziercke ist nicht mehr zu halten. Jeden Tag ein neuer Widerspruch, so geht das nicht weiter", sagte er der "Welt". Der Vertrauensbonus sei aufgebraucht. "Die Bundesregierung täte gut daran, ihn vom Dienst zu suspendieren."

Kipping will Kanzlerin vor Ausschuss

Die Opposition von Linken und Grünen im Bundestag forderte ein solches Gremium am Wochenende nach dem Bekanntwerden eines Kinderpornografie-Falls bei einem hohen BKA-Beamten. Linke und Grüne haben im Bundestag nach derzeitigen Regeln keine ausreichende Mandatszahl, um den Ausschuss durchsetzen zu können.
"Der Untersuchungsausschuss wird kommen", zeigte sich Linke-Parteichefin Katja Kipping in der "Rheinischen Post" zuversichtlich. Der Fall Edathy habe Probleme und Fragen zu den Sicherheitsbehörden offengelegt, die aufgeklärt werden müssten. "Der Ausschuss ist Notwehr gegen die Vertuschungsmentalität in Regierung und Sicherheitsbehörden."

Kipping geht davon aus, dass auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) vor dem Gremium aussagen müssen. Zudem müsse sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) fragen lassen, warum er an einem BKA-Präsidenten festhalte, der nicht mehr zu halten sei.

Gegen Edathy wird wegen Verdachts auf Besitz kinderpornografischen Materials ermittelt. Sein Fall hatte im Februar zum Rücktritt des CSU-Ministers Hans-Peter Friedrich und danach zu einer schweren schwarz-roten Koalitionskrise geführt, die bis heute andauert.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen