"Zwei Paar Stiefel" Grüne wollen Roth halten
12.11.2012, 04:33 Uhr
Roth ist seit 2004 eine der Bundesvorsitzenden der Grünen.
(Foto: dapd)
Der Parteitag der Grünen in Hannover am kommenden Wochenende war als kraftvoller Auftakt für den Bundestagswahlkampf gedacht. Nun könnte er zum Krisentreffen werden. Denn nach ihrem schlechten Abschneiden bei der Urwahl denkt Co-Parteichefin Roth über die Aufgabe ihres Amtes nach.
Nach ihrer Niederlage bei der Urwahl der Grünen gibt Parteichefin Claudia Roth heute eine Erklärung über ihre politische Zukunft ab. Roth will bekanntgeben, ob sie sich beim Parteitag am nächsten Samstag in Hannover erneut als Vorsitzende bewerben wird. Es sei offen, wie sie sich entscheide, hieß es aus Parteikreisen.
Roth hatte bei der Urwahl der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl nur 26,2 Prozent bekommen. Fraktionschef Jürgen Trittin kam auf 71,9 Prozent, Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt auf 47,3, Fraktionschefin Renate Künast auf 38,6 Prozent. Zahlreiche Parteivertreter haben Roth aufgefordert, trotz der Niederlage weiterzumachen.
Co-Parteichef Cem Özdemir verwies in der "Berliner Zeitung" darauf, dass Spitzenkandidatur und Parteivorsitz "zwei Paar Stiefel" seien. Die Urwahl sei keine Abstimmung über ihre Arbeit als Parteivorsitzende gewesen - sondern ein klares Votum dafür, welche beiden Personen die Gesichter der Grünen im Bundestagswahlkampf sein sollten. "Es gibt eine sehr breite Unterstützung in der Partei dafür, dass Claudia erneut als Bundesvorsitzende gewählt wird." Roth hatte den beiden Gewinnern zunächst nur im sozialen Netzwerk Facebook gratuliert: "Das ist Demokratie!"
Viel Unterstützung
"Ich würde mich freuen, wenn Claudia Roth sich entschließen würde, erneut zu kandidieren", sagte Trittin in der ARD. "Sie hat in vielen, vielen schwierigen Entscheidungen diese Partei immer in der Mitte zusammengeführt. Sie hat integriert. Sie ist nicht abgewatscht worden. Die Partei hat sich für jemanden anderes entschieden." Göring-Eckardt sagte im ZDF, Roth habe "viele Talente" und sie hoffe sehr, dass sie "weiter für den Parteivorsitz kandidiert".
Roth kam am Sonntag in die Parteizentrale. Erst wollte sie sich noch am Wochenende äußern, dann doch noch einen Tag Bedenkzeit nehmen. Gibt Roth auf, ginge bei den Grünen eine Ära zu Ende.
Telefonisch wurde die Parteilinke aus vielen Ecken der Partei zum Bleiben gedrängt, wie es hieß. "Claudia kann nerven, und deshalb ist sie für diese Partei so unverzichtbar", sagte Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck. Roth dürfte nach übereinstimmender Einschätzung in der Partei wiedergewählt werden, sollte sie am Samstag auf dem Parteitag in Hannover wieder als Vorsitzende antreten.
Quelle: ntv.de, sba/dpa