Politik

Rund 1000 Schulen ohne Direktor Grundschulen suchen dringend Lehrer

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(Foto: imago/allOver-MEV)

Die Anforderungen an Schulen sind in den vergangenen Jahren gestiegen, allerdings fehlt das passende Personal um dem gerecht zu werden. Deshalb bauen Behörden immer mehr auf Quereinsteiger, deren Qualifikationen unzureichend sind.

An deutschen Grundschulen sind derzeit rund tausend Schulleiter-Stellen unbesetzt. Das berichtete die "Bild"-Zeitung nach einer Umfrage unter den Kultusministerien der Länder. Allein in Nordrhein-Westfalen seien Mitte November 370 Grundschuldirektoren-Posten frei gewesen. In Baden-Württemberg waren demnach im vergangenen September 231 Stellen ausgeschrieben. Der Deutsche Lehrerverband schätze sogar, dass derzeit an jeder zehnten Grundschule die Leitungsstelle unbesetzt ist, heißt es in dem Bericht. Die Gesamtzahl fehlender Lehrer belaufe sich dem Verband zufolge auf etwa 20.000.

"Tatsache ist, dass viele Stellen schon längere Zeit unbesetzt bleiben und auch Zweit- und Drittausschreibungen keinen Erfolg haben", sagte der Verbandsvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagte der Zeitung: "Der Job ist stressig, lohnt sich finanziell kaum und wird mit immer mehr Aufgaben überfrachtet. Es fehlt der Ausgleich durch Geld und Leitungszeit, manchmal fehlt sogar das Sekretariat", kritisierte Tepe.

Seiteneinsteiger sollen pädagogisch geschult werden

Weil deshalb immer mehr auf Seiteneinsteiger zurückgegriffen werden müsse, fordert der Verband Bildung und Erziehung (VBE), diese besser auszubilden. "Wenn wir schon auf Seiteneinsteiger zurückgreifen müssen, dann sollten diese wenigstens pädagogisch-didaktische Grundkenntnisse erhalten, bevor sie im Klassenzimmer stehen", sagte VBE-Vorstandsmitglied Gerhard Brand. Ein Monat Vollzeit-Qualifizierung der Akademiker in einem Seminar für Didaktik und Lehrerbildung sei das Mindeste. Danach müsse die Lehrkraft parallel zum Unterrichten das Seminar besuchen - anfangs einige Tage in der Woche.

Seiteneinsteiger einzustellen und sofort unterrichten zu lassen, sei unverantwortlich. Allein mit Fachkenntnissen sei Unterricht nicht zu bestreiten, sagte Brand, der auch VBE-Chef in Baden-Württemberg ist. "Es ist eine ganz wichtige Aufgabe dafür zu sorgen, dass Unterricht überhaupt stattfinden kann, etwa durch das Einüben von Ritualen." Pädagogische Kenntnisse seien auch wegen steigender Unterschiedlichkeit der Schüler wichtig. "Das sind andere Anforderungen als das reine Vermitteln des Stoffes."

Die Neulinge würden in der Regel im Kollegium bei der Unterrichtsvorbereitung unterstützt. Diese Arbeit dürfe aber nicht "on top" geleistet werden. "Sonst gibt es Überstunden, die Kollegen werden krank und gehen uns von der Stange." Das dürfe in Zeiten lückenhafter Unterrichtsversorgung nicht passieren. "Wir fordern, dass Kollegen, die Seiteneinsteiger begleiten, entlastet werden." Dafür müsse ihre Unterrichtsverpflichtung reduziert werden.

Quelle: ntv.de, lou/dpa

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