Wenn Wulff Plüschtiere wirft Gute Laune in Wahlkampfzeiten
15.01.2008, 13:06 UhrDie CDU setzt im niedersächsischen Landtagswahlkampf gern auf gute Laune. Statt knallharter politischer Angriffe auf die SPD gab es für die rund 9000 Partei-Anhänger zwei Wochen vor der Wahl erstmal viel Musik, Kabarett und ein Showprogramm mit afrikanischen Trommelrhythmen. Der Wahlkampf, den die Niedersachsen-CDU in Braunschweig offiziell einläutete, war ohnehin weicher angelegt als in Hessen. Dort entfachte Ministerpräsident Roland Koch (CDU) die Debatte über Jugendgewalt, die Zoff in der großen Koalition in Berlin auslöste. Nach mehr als eineinhalb Stunden Unterhaltung dominierten dann auch bei der Wahlkampfveranstaltung in Braunschweig die beiden Schlüsselthemen Jugendkriminalität und Mindestlohn.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Niedersachsen als Motor unter den Bundesländern lobte, machte klar, dass ihr nicht an einer Eskalation im Streit über die Jugendkriminalität gelegen ist. "Ich fordere den SPD-Vorsitzenden auf, Vernunft einkehren zu lassen." Kurt Beck solle nicht die "Absicherung" von absonderlichen Sprüchen betreiben. SPD-Fraktionschef Peter Struck hatte dem hessischen Ministerpräsidenten Koch unterstellt, sich über die aktuellen Fälle von Jugendgewalt im Wahlkampf gefreut zu haben. SPD-Chef Beck nahm Struck am Samstag in Schutz.
Bei einem Wahlkampftermin mit dem niedersächsischen SPD-Spitzenkandidaten Wolfgang Jüttner in Osnabrück kritisierte er dann noch einmal Koch: "Es kann nicht sein, dass Spalten im Wahlkampfinteresse in den Mittelpunkt gerät." Jüttner kündigte zudem an, er wolle im Falle eines Wahlsieges die Polizei personell aufstocken. Nach den Wahlumfragen liegt der 59 Jahre alte Sozialdemokrat deutlich hinter dem elf Jahre jüngeren CDU-Ministerpräsident Christian Wulff, der eine hohe Zustimmung erreicht.
Kanzlerin Merkel zeigte sich überzeugt, dass sich Änderungen beim Jugendstrafrecht trotz des Streits zwischen CDU und FDP durchsetzen werden. "Wir sind stolz auf unsere Politik der inneren Sicherheit." Es habe auch lange gedauert, bis die SPD überzeugt worden sei, dass die Videoüberwachung eine "unvermeidbare Sache" sei, meinte Merkel. Nur mit den Kameras hätten die Täter des Übergriffs in der Münchner U-Bahn nach kurzer Zeit ermittelt werden können.
Auch Wulff, der laut Umfragen als Sieger aus der Landtagswahl hervorgehen wird, teilte gehörig aus. An die Adresse von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) sagte er: "Bei dieser Frau ist die Justizpolitik in den schlechtesten Händen." Wie erwartet schoss sich Wulff vor allem auf die Sozialdemokraten in Niedersachsen ein, die er als "Dünnbrettbohrer" und "Miesmacher" kritisierte.
Bei der CDU sollte am Ende der Wahlkampfveranstaltung dann auch ganz die gute Laune dominieren. Die Anhänger erhoben sich im Saal und sangen bei dem eigens zur Wahl komponierten Lied "Zukunftsland" mit. Ministerpräsident Wulff und seine Minister, die sich strahlend auf der Bühne versammelten, warfen Plüschtiere in die Menge. Die CDU geht nun mit dem Slogan, sie habe Niedersachsen vom "Land des Schwächelns zum Land des Lächelns" gemacht, in den Endspurt bis zur Wahl in zwei Wochen.
Quelle: ntv.de, Monika Wendel, dpa