Grüne skeptisch Gysi: Ich war nie IM
22.05.2008, 17:54 UhrLinksfraktionschef Gregor Gysi hat sich gegen neuerliche Vorwürfe zur Wehr gesetzt, er habe zu DDR-Zeiten Regimekritiker ausspioniert. "In einigen Medien wird erneut und zum Teil bösartig und frei von Kenntnis behauptet, dass ich als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit tätig gewesen sei", erklärte Gysi. Diese Behauptung bleibe falsch, "auch wenn meine politischen Gegner sich das Gegenteil wünschen".
Konkret wandte sich Gysi gegen die Behauptung, er sei schon 1979 als IM in Bezug auf Havemann tätig gewesen. Dies sei schon deshalb absurd, weil die Stasi erst ein Jahr später einen so genannten IM-Vorlauf angelegt habe. Damit habe geprüft werden sollen, "ob ich als IM geeignet sei", erklärte Gysi. Der IM-Vorlauf ende mit der Feststellung, dass er als IM ungeeignet sei.
Für Robert Havemann habe er sich entsprechend seiner Möglichkeiten in der DDR engagiert. "Nachdem ich seine Vertretung übernommen habe, gab es kein neues Strafverfahren gegen ihn, keine Hausdurchsuchung und Beschlagnahme mehr, der Hausarrest wurde aufgehoben", erklärte Gysi. "Er konnte sogar mit Erich Honecker an Feierlichkeiten zum Jahrestag der Befreiung des Nazi-Zuchthauses Brandenburg teilnehmen."
Im Auto mit Thomas Erwin?
Verschiedenen Medienberichten zufolge geht aus den neu aufgetauchten Unterlagen hervor, dass Gysi möglicherweise als IM den damaligen DDR-Dichter Thomas Erwin bei einer Autofahrt von Havemanns Wohnort Grünheide nach Berlin bespitzelt habe. Dazu erklärte Gysi jetzt: "Hinsichtlich des Herrn Erwin weiß ich heute nicht mehr, ob ich mal mit ihm im Auto gefahren bin und - wenn ja, worüber wir sprachen." Damals sei er auf jeden Fall noch nicht sein Mandant gewesen.
Gysi hatte ursprünglich gegen die Herausgabe der jetzt bekannt gewordenen Stasi-Akten geklagt. Die Berufung gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin, mit dem die Herausgabe durch die Birthler-Behörde gebilligt worden war, zog er dann am Dienstag überraschend zurück.
Die Grünen warfen Gysi Unehrlichkeit vor. "Ich glaube, dass Gysi aufs allerengste mit dem DDR-Regime verstrickt war und dazu nie eine ehrliche Aufarbeitung und Bewertung vorgenommen hat", sagte die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, dem Berliner "Tagesspiegel".
Quelle: ntv.de