Spitzen-Linke für den Wahlkampf Gysi will mit Lafontaine antreten
10.01.2012, 12:18 Uhr
Die beiden Linkspartei-Zugpferde wollen wohl wieder gemeinsame Sache machen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die beiden wohl prominentesten Linken, Lafontaine und Gysi, wollen ihre Partei in den Bundestagswahlkampf 2013 führen. Und auch sonst gehen die Genossen auf Schmusekurs. Gysi hält nun selbst die früher eher ungeliebte Lafontaine-Geliebte Wagenknecht "für einen Gewinn".
Linken-Fraktionschef Gregor Gysi will seine Partei wie 2009 gemeinsam mit Oskar Lafontaine in den Bundestagswahlkampf 2013 führen. "Ich bin bereit, zur nächsten Bundestagswahl wieder als ein Spitzenkandidat aufzutreten", sagte er 63-Jährige der Zeitschrift "Super Illu". Er wolle dabei "noch einmal volle Kante geben". Über die Chancen, dass auch Lafontaine seinen Hut in den Ring werfen wird, sagte Gysi: "Ich nehme an, Oskar ist dazu auch bereit." Lafontaine, der im Saarland erneut als Spitzenkandidat der Linken antreten will, ließ offen, ob er dies auch im Bund machen will.
In Parteikreisen wird schon seit längerer Zeit mit einer Rückkehr Lafontaines in die Bundespolitik als Spitzenkandidat gerechnet. Der 68-Jährige hat diese Frage bislang offengelassen. Die stellvertretende Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht, eine der Führungsfiguren des fundamentalistischen Parteiflügels, gilt auch als mögliche Spitzenkandidatin. Gysi sagte zu einer Kandidatur der mit Lafontaine liierten Wagenknecht: "Früher hatten wir Schwierigkeiten miteinander. Jetzt sage ich ganz frei: Sahra ist für die Partei inzwischen ein Gewinn."
Lafontaine sagte der in Potsdam erscheinenden "Märkischen Allgemeinen" zu einer möglichen Spitzenkandidatur im Bund: "Ich äußere mich zu dieser Frage erst dann, wenn sie ansteht. Das ist jetzt noch nicht der Fall."
Linke streiten über Mitgliedervotum
Aus der derzeitigen Kandidatenfindung für den Parteivorsitz will sich Gysi "weitestgehend" heraushalten. Das Prinzip der Doppelspitze Mann/Frau und Ost/West halte er für sinnvoll. "In der Führung muss man den unterschiedlichen kulturellen Gesichtspunkten in unserer Partei entsprechen", sagte er. Ob Lafontaine wieder für das Amt des Vorsitzenden antrete, müsse er selbst entscheiden, sagte Gysi weiter. Für eine mögliche Kandidatur von Lafontaines Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht zeigte sich Gysi offen.
Die derzeitige Doppelspitze im Parteivorsitz ist innerparteilich umstritten. Parteichefin Gesine Lötzsch will noch einmal kandidieren. Der Ko-Vorsitzende Klaus Ernst hat sich bislang nicht zu seinen Plänen geäußert.
Der Linke-Parteivorstand will sich noch in dieser Woche mit der Frage eines Mitgliedervotums über die Parteispitze auseinandersetzen. Ein Gutachten des Parteienrechtlers Martin Morlok war zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Urwahl und auch ein rechtlich nicht bindender Mitgliederentscheid über den Parteivorsitz nicht möglich seien.
Die Linke wählt nach jetziger Planung im Juni 2012 auf einem Parteitag in Göttingen einen neuen Vorstand. Es gibt aber Bestrebung, vorher einen Mitgliederentscheid anzusetzen. Lötzschs Co-Vorsitzender Klaus Ernst hatte dafür plädiert, sich dann aber wegen des Widerstandes einzelner Landesverbände skeptisch gezeigt. Dagegen gilt Vize-Fraktionschef Dietmar Bartsch als Befürworter eines Mitgliederentscheids. Wie Lötzsch bestätigte, haben sich die Landesvorstände in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachsen sowie mehrere Kreisverbände ebenfalls dafür ausgesprochen.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP/rts