Politik

Parteizentrale geht in Flammen auf Haiti droht Volksaufstand

Die Demonstranten errichteten Barrikaden und legten Feuer.

Die Demonstranten errichteten Barrikaden und legten Feuer.

(Foto: REUTERS)

Nach der Präsidentschaftswahl in Haiti sorgt das umstrittene Wahlergebnis für heftige Proteste und Ausschreitungen im ganzen Land. Die Anhänger des Kandidaten Martelly fühlen sich betrogen, sie werfen der Regierung Wahlfälschung vor. Auch die US-Regierung äußert erste Zweifel an dem Ergebnis.

Das Ergebnis der Präsidentenwahl in Haiti droht einen Aufstand in dem Karibik-Staat auszulösen. Bei Ausschreitungen im ganzen Land kamen bereits zwei Menschen ums Leben. Vor allem Anhänger des populären Musikers Michel Martelly fühlen sich betrogen, der in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am 28. November ausschied. Er lag nur knapp hinter dem Regierungskandidaten Jude Celestin, der im Januar in der Stichwahl auf die Rechtsprofessorin Mirlande Manigat trifft.

Auf Manigat, die Frau des ehemaligen Präsidenten Leslie Manigat, entfielen laut der Wahlkommission 31,37 Prozent der Stimmen, auf Celestin 22,48 Prozent. Martelly landete mit 21,89 Prozent knapp hinter dem Zögling von Präsident René Préval.

Ausschreitungen in Petionville nahe der Hauptstadt.

Ausschreitungen in Petionville nahe der Hauptstadt.

(Foto: REUTERS)

Martelly war zuletzt als einer der Favoriten um die Nachfolge von Préval gehandelt worden. Seit den chaotischen Wahlen vom 28. November war es mehrfach zu Protesten gegen Unregelmäßigkeiten gekommen. Die Opposition wirft der Regierungspartei Inité vor, die Wahl zugunsten ihres Kandidaten Celestin gefälscht zu haben.

Blauhelme greifen ein

Dennoch bestand die haitianische Wahlbehörde auf Anerkennung des Wahlprozesses. Sie wurde dabei von den UN und der Organisation der Amerikanischen Staaten unterstützt. Der Chef der UN-Mission Ministah, Edmond Mulet, hatte wiederholt bekräftigt, dass es für den Wiederaufbau des vom Erdbeben zerstörten Landes, das zudem noch unter einer Cholera-Epidemie leide, unerlässlich sei, rasch eine neue handlungsfähige Regierung zu haben.

Die Aufräumarbeiten nach dem schweren Erdbeben vom Januar 2010 gehen nur unmerklich voran.

Die Aufräumarbeiten nach dem schweren Erdbeben vom Januar 2010 gehen nur unmerklich voran.

(Foto: REUTERS)

Am Morgen waren tausende wutentbrannte Menschen zum Sitz des Provisorischen Wahlrates in der Hauptstadt Port-au-Prince geströmt, wo bereits am Abend zuvor Barrikaden errichtet worden waren. Sie skandierten "Wir wollen Michel Martelly" und "Wir wollen unser Recht". Dazwischen standen UN-Blauhelme, um in dem Chaos für Ordnung zu sorgen. Büros in der Nähe gingen in Flammen auf. Auch die Zentrale der regierenden Inité-Partei brannte.

Bereits am Dienstagabend waren in Port-au-Prince nach der Bekanntgabe des Ergebnisses tausende aufgebrachte Menschen auf die Straßen gezogen. Sie steckten Reifen in Brand und plünderten Geschäfte. Nach Angaben des Senders Signal FM griff die Polizei im Stadtteil Petion Ville ein, um die Proteste zu beenden. Auch Schüsse waren zu hören. In anderen Städten gab es ebenfalls Unruhen. In der Stadt Les Cayes starben nach Angaben des Senders zwei Menschen.

USA haben Zweifel

Angesichts des Volkszorns schaltete sich die US-Botschaft in Haiti in den Konflikt ein und äußerte Zweifel am Wahlausgang. "Wie andere, so ist auch die Regierung der Vereinigten Staaten besorgt über die Wahlmitteilung des Provisorischen Wahlrates, die nicht mit den Ergebnissen des Nationalen Rates der Wahlbeobachter übereinstimmt", teilte die US-Botschaft mit. "Die USA und die internationale Gemeinschaft sind bereit, die Unregelmäßigkeiten genau zu überprüfen, um zu Ergebnissen zu kommen, die dem Willen des haitianischen Volkes entsprechen, den es mit seinen Stimmen zum Ausdruck gebracht hat."

Die nepalesische Armee wies unterdessen eine noch nicht veröffentlichte französische Untersuchung zurück, wonach ihre Soldaten für den Ausbruch der Cholera-Epidemie verantwortlich sind. Es handle sich um "hypothetische Schlussfolgerungen" ohne belastbare Beweise, sagte ein Armeesprecher in Kathmandu. Durch die Cholera starben bisher mehr als 2000 Menschen in Haiti. Die Untersuchungen soll ergeben haben, dass eine große Menge Fäkalien wahrscheinlich vom nepalesischen Lager auf einen Schlag in den Fluss Artibonite gelangt sei und diesen mit den Krankheitserregern verseucht habe. Dies sei "die logischste Erklärung".

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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