"Bruch der Waffenruhe ist Sünde" Hamas verhängt Fatwa
25.11.2012, 14:29 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die im Gazastreifen herrschende Hamas meint es offenbar ernst mit der Waffenruhe mit Israel: Verstöße gegen die Feuerpause gelten als Sünde. Das Religionsministerium veröffentlichte eine entsprechende Entscheidung. Die radikal-islamische Hisbollah richtet unterdessen scharfe Worte an Israel. Sie warnt vor einem Angriff auf den Libanon.
Ein ranghoher religiöser Repräsentant der Palästinenser-Organisation hat eine Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) verhängt, mit der Verstöße gegen die von Ägypten vermittelte Vereinbarung als Sünde eingestuft werden. Das von der Hamas kontrollierte Religionsministerium veröffentlichte eine entsprechende Entscheidung von Suleiman al-Daja, dem Leiter der Fatwa-Abteilung in der Behörde.
"Die Wahrung der Waffenruhe, die von unseren ägyptischen Brüdern vermittelt wurde, ist die Pflicht eines jeden Einzelnen von uns", heißt es unter anderem in der Fatwa. Verstöße seien eine Sünde. Frühere Waffenruhe-Vereinbarungen zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas sind häufiger von militanten Splittergruppen gebrochen worden.
Schon am Freitag waren Hamas-Polizisten nach einem tödlichen Zwischenfall an der Grenze zu Israel im Einsatz, um weitere Gewalt zu unterbinden. Nach acht Tagen blutiger Gewalt hatten beide Seiten am Mittwochabend einer Feuerpause zugestimmt. Nach Angaben der Hamas ist Israel auch zu einer ersten Lockerung der Blockade bereit - palästinensische Fischer dürften künftig wieder bis zu sechs Seemeilen (gut elf Kilometer) aufs Meer hinaus fahren, etwa doppelt so weit wie bisher.
Warnung aus dem Libanon
Die radikal-islamische Hisbollah hat Israel unterdessen mit scharfen Worten vor einem Angriff auf den Libanon gewarnt. In einem solchen Fall würden Tausende Raketen auf Tel Aviv und andere israelische Städte niedergehen, sagt Hisbollah-Chef Sajed Hassan Nasrallah in einer per Video übertragenen Rede vor Zehntausenden Anhängern in Beirut.
Hisbollah-Raketen könnten alle israelischen Städte bis Eilat am Roten Meer erreichen. Die jüngsten Angriffe der Hamas aus dem Gazastreifen während der acht Tage dauernden Gefechte mit Israel würden von einer Hisbollah-Reaktion in den Schatten gestellt, droht Nasrallah. Er äußerte sich anlässlich des schiitischen Aschura-Fests.
Im vergangenen Monat hatte eine von der Hisbollah nach Israel entsandte Drohne für Spannungen gesorgt. Im Jahr 2006 war es zwischen beiden Seiten zu einem Krieg gekommen, der 34 Tage dauerte.
Bemühung um türkisch-israelische Beziehungen
Die Türkei spricht derweil mit Israel über eine Verbesserung der im Streit um die Palästinenser-Politik auf Eis gelegten Beziehungen. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bestätigte, dass es dazu ein Treffen ranghoher Gesandter beider Staaten gegeben habe, wie türkische Medien berichteten. Ziel ist eine Normalisierung der diplomatischen Beziehungen. Der Vorschlag für das Gespräch sei von Israel ausgegangen, sagte er.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte das Vorgehen Israels im Gazastreifen in den vergangenen Jahren immer wieder scharf kritisiert und die einst guten Beziehungen der Türkei zu Israel weitgehend eingeschränkt. Er warf der israelischen Regierung zuletzt Staatsterrorismus und ethnische Vertreibungen vor.
Tiefpunkt der Beziehungen beider Staaten war ein israelischer Militäreinsatz gegen die Gaza-Hilfsflotte vor zweieinhalb Jahren, bei dem mehrere Türken getötet worden waren. Ankara verlangt weiterhin eine Entschuldigung und Entschädigungszahlungen an die Familien der Getöteten.
Quelle: ntv.de