Ab Januar 2014 Hartz-IV-Satz soll um neun Euro steigen
03.09.2013, 16:11 UhrDas Bundeskabinett will alleinstehenden Langzeitarbeitslosen ab 2014 einen Ausgleich auf die Inflationsrate zahlen. Im Gespräch ist eine Hartz-IV-Steigerung von 2,4 Prozent, was einer monatlichen Erhöhung um 9 auf 391 Euro entsprechen würde.
Die Bezieher von Hartz IV sollen ab 2014 mehr Geld bekommen. Das Kabinett will sich nach Regierungsangaben an diesem Mittwoch mit einer entsprechenden Verordnung befassen. Offenbar soll der maximale Regelsatz um neun Euro im Monat auf dann 391 Euro steigen. Das berichten mehrere Medien, denen die entsprechende Vorlage des Bundesarbeitsministeriums bereits vorliegt.
Die Zahl errechnet sich nach einem festgelegten Mischindex aus Preisen und Löhnen und wird jährlich angepasst. Beschlossen werden muss die Anhebung aber vom neuen Bundestag und Bundesrat nach der Bundestagswahl am 22. September.
Die Anhebung auf 391 Euro in der Stufe für Alleinstehende oder Alleinerziehende mit eigenem Haushalt entspricht einer Steigerung um 2,27 Prozent, heißt es im Entwurf der Verordnung des Arbeitsministeriums. Um diesen Prozentsatz werden demnach auch die fünf anderen Hartz-IV-Regelstufen angehoben, in denen die eigentlichen Beträge etwa für Kinder und Jugendliche in verschiedenen Altersgruppen niedriger ausfallen.
Jeder Zweite erhält die Hilfe länger als vier Jahre
Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit, hat sich die Situation von Langzeitarbeitslosen in den vergangenen Jahren spürbar verbessert. "Wir haben über 700.000 Langzeitarbeitslose weniger als 2007. Noch nie waren so wenige Menschen auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen wie im vergangenen Jahr", erläuterte das für Hartz-IV zuständige BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Wer allerdings Menschen, die schon länger arbeitslos waren, in Arbeit bringen wolle, brauche einen langen Atem, so Alt. Es dauere oft Jahre, Menschen mit Schulden, Drogensucht oder einer Erkrankung wieder für den Arbeitsmarkt fit zu machen. "Erfolge zeigen sich deshalb nicht unbedingt von heute auf morgen", unterstrich Alt.
Bereits jetzt erhalte jeder zweite Hartz-IV-Empfänger seit vier Jahren Geld vom Jobcenter. Von den sechs Millionen Hartz-IV-Betroffenen seien im Jahr 2012 mehr als 2,8 Millionen oder 46,5 Prozent auf die sogenannte Grundsicherung angewiesen, berichtete BA-Sprecherin Anja Huth. Allerdings sei nur ein Teil davon arbeitslos, relativierte die Sprecherin. Die Zahl sage daher nicht unbedingt etwas über die Situation von Langzeitarbeitslosen in Deutschland aus.
Zu jenen, die über einen längeren Zeitraum Hartz IV bezögen, gehörten allein 300.000 alleinerziehende Frauen: Sie verzichteten von sich aus auf eine Jobvermittlung und bezögen drei Jahre lang Grundsicherung, um sich auf die Kindererziehung konzentrieren zu können, gab die BA-Sprecherin zu bedenken. Hinzukämen rund 1,2 Millionen sogenannte Aufstocker, die zwar einen Job hätten, davon aber nicht leben könnten. "Etliche von ihnen verdienen dabei gar nicht schlecht, erhalten aber wegen ihrer großen Familie ergänzend Hartz IV", erläutert BA-Sprecherin Huth.
Hohe Mietkosten machen arm
Vor allem wegen hoher Mietkosten rutschen einkommensschwache Familien in vielen größeren Städten unter Hartz-IV-Niveau. In 60 der 100 größten Städte haben sie nach Abzug der Miete im Schnitt weniger Geld zur Verfügung als den Hartz-IV-Regelsatz von 1169 Euro im Monat, wie die Bertelsmann Stiftung nach einer Untersuchung mitteilte. Berechnet wurde dies für eine vierköpfige Familie mit weniger als 60 Prozent des regionalen Durchschnittseinkommens, die ein Kind bis sieben Jahre sowie ein Kind zwischen sieben und 14 Jahren hat.
In Jena bleiben solchen Familien laut Studie nach Überweisung der Miete rechnerisch 666 Euro im Monat. Ihr verfügbares Einkommen liege 43 Prozent unter dem Niveau der Grundsicherung. Andererseits kommt eine Familie in Heilbronn - bei entspannterem Wohnungsmarkt und relativ hohen Durchschnittseinkommen - demnach auf 1941 Euro, das liege 66 Prozent über Grundsicherungsniveau.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts