Im Umfeld der NSU Hatte Bayern doch einen V-Mann?
16.10.2012, 20:55 Uhr
Der frühere bayerische Verfassungsschutzchef Forster muss wohl noch einmal aussagen.
(Foto: dapd)
Der Bayerische Verfassungsschutz soll in den 90er Jahren einen V-Mann bei der rechtsextremen Terrorgruppe NSU gehabt haben. Das berichten mehrere Medien. Bisher hatte der Verfassungsschutz an der Darstellung festgehalten, man habe keinen V-Mann im Umfeld der NSU geführt.
Der bayerische Verfassungsschutz hatte nach Medieninformationen entgegen bisheriger Aussagen frühzeitig einen V-Mann im Umfeld der rechtsterroristischen NSU. Nach Informationen der "Thüringer Allgemeinen" und des Bayerischen Rundfunks führte die Behörde wohl über mehrere Jahre einen bekannten fränkischen Neonazi als Informanten.
Dieser habe seit 1994/95 auch direkten Kontakt zu den späteren mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe gepflegt, berichtet die Zeitung. Sie beruft sich auf ein einst führendes Mitglied des rechtsextremen "Thüringer Heimatschutzes".
Nach einem BR-Bericht soll der fränkische V-Mann zudem Aufbauhilfe für die rechte Szene in Thüringen betrieben und Propagandamaterial in großem Stil nach Thüringen gebracht haben. Dies habe der frühere thüringische V-Mann Tino Brandt dem Sender berichtet. Brandt hatte einst beim Aufbau des "Thüringischen Heimatschutzes" mitgewirkt. Das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz wollte sich dazu auf Nachfragen nicht näher erklären. Behördensprecher Markus Schäfert: "Zu Fragen des V-Mann-Einsatzes können wir uns nicht öffentlich äußern. Dafür gibt es Gremien, die sich mit solchen Dingen befassen."
Nach BR-Informationen liegen auch dem Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags Hinweise vor, dass der fränkische Neonazi Quelle des Verfassungsschutzes gewesen sei. Der Ausschuss forderte daher, den Ausschussmitgliedern müssten sämtliche Akten über den fränkischen V-Mann und dessen Computernetzwerk zur Verfügung gestellt werden. Außerdem soll der ehemalige Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz, Gerhard Forster, ein zweites Mal als Zeuge vernommen werden. Er hatte Anfang Oktober im Untersuchungsausschuss ausdrücklich bestritten, dass seine Behörde einen V-Mann im Umfeld des späteren Terror-Trios geführt habe.
Quelle: ntv.de, dpa