Politik

Katastrophe in Afrika Helfer kämpfen um Hungernde

Auch in Kenia hungern die Menschen.

Auch in Kenia hungern die Menschen.

(Foto: dapd)

In Afrika sind noch 3,5 Millionen Menschen ohne Hilfe, auch in Madagaskar bahnt sich eine Hungerkatastrophe an. "Live Aid"-Organisator Geldof geht mit den Europäern hart ins Gericht. Er sei "schockiert und erschüttert über die Knausrigkeit der Deutschen", so Geldof. Derweil bleibt das Friedensangebot an die militanten Islamisten Somalias offenbar wirkungslos.

Am von Dürre und Hungersnot geplagten Horn von Afrika sind noch immer etwa 3,5 Millionen Menschen ohne Hilfe. Derzeit könnten nur etwa acht Millionen Menschen in den Notgebieten von außen mit Nahrungsmitteln versorgt werden, berichtete das Welternährungsprogramm WFP in Nairobi. Manche Regionen seien derzeit kaum zugänglich, weil dort weiter Milizen ihr Unwesen treiben.

Nachdem das WFP bereits etwa 175 Millionen Euro an Spenden und Regierungsgeldern erhalten hat, fehlen der Organisation nach eigenen Angaben noch weitere 250 Millionen Dollar für die Fortsetzung der Hilfslieferungen. Die Bundesregierung habe das WFP-Programm mit bisher zwei Millionen Euro unterstützt.

In Deutschland haben Privatpersonen und Unternehmen nach Angaben des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bereits 91 Millionen Euro gespendet. "Die Spendenbereitschaft der Menschen in Deutschland für die Hungernden in Ostafrika ist außerordentlich groß", sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke.

Geldof appelliert an Merkel

Der irische Rocksänger Bob Geldof appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich stärker an den finanziellen Hilfen für die Hungernden am Horn von Afrika zu beteiligen. Die derzeitige Summe von 30 Millionen Euro sei lächerlich gering, sagte Geldof. Er sei "schockiert und erschüttert über die Knausrigkeit" der Deutschen. Der Musiker kämpft seit etlichen Jahren um Hilfe und Schuldenerlass für die Dritte Welt und gegen den Hunger in Afrika, unter anderem mit Konzerten wie "Live Aid".

Flüchtlingslager in Mogadischu.

Flüchtlingslager in Mogadischu.

(Foto: dapd)

Geldof kritisierte, dass für die in die Krise geratene Wirtschaft in Europa "über Nacht hunderte Milliarden Euro" zur Verfügung stünden, aber "zwölf Millionen sterbenden Mitmenschen" nicht geholfen werde. Frankreich und Deutschland dürften sich nicht hinter der EU oder den G20-Staaten verstecken, sondern sollten selbst Verantwortung übernehmen.

Zuvor hatte die Bundesregierung ihre Hilfe für die Hungernden am Horn von Afrika um weitere 2,5 Millionen Euro aufgestockt. Insgesamt stellt Deutschland in diesem Jahr damit 33,5 Millionen Euro direkt und weitere 32 Millionen über die EU für die Bekämpfung der Hungersnot in Somalia, Äthiopien und Kenia zur Verfügung.

Agrarminister treffen sich

Die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) will indes einen Aktionsplan für die von Dürre und Hunger betroffenen Menschen am Horn von Afrika aufstellen. Bei einem Treffen am 18. August sollen sich Agrarminister der 191 FAO-Mitgliedstaaten auf dringende Maßnahmen angesichts der sich noch verschärfenden Krise in Ostafrika einigen, so die FAO. Für ein erstes Programm zum landwirtschaftlichen Wiederaufbau in der Dürre-Region benötige die Organisation 72 Millionen Euro.

Auch in Madagaskar vor der Küste Ostafrikas sind immer mehr Menschen von Hunger bedroht: Bereits jetzt leide jedes zweite Kind an chronischer Unterernährung, erklärte das UN-Kinderhilfswerk UNICEF. Bei 10 bis 20 Prozent der Kinder sei die Unterernährung bereits lebensbedrohlich. Die Not auf der Tropeninsel im Indischen Ozean entwickle sich zu einer "schleichenden Katastrophe", so UNICEF.

Taktischer Rückzug der Islamisten

Die Regierung Somalias bot nach dem Abzug der radikalislamischen Al-Schabaab-Miliz aus der Hauptstadt Mogadischu allen Rebellen eine Amnestie an. Die Kämpfer müssten aber die Waffen niederlegen und jeglicher Gewalt abschwören, forderte die Regierung in Mogadischu. Die Islamisten kontrollieren weite Teile des Landes vor allem im Zentrum und im Süden, wo deshalb kaum Hilfe für die Hungernden hinkommt.

Trotz des Angebots wächst die Sorge vor neuer Gewalt, den Al-Schabaab kündigte die Fortsetzung der Kämpfe an. Der Rückzug aus Mogadischu sei lediglich taktischer Natur. Die Friedenstruppen der Afrikanischen Union (Amison) warnten vor einer neuen Guerilla-Taktik und Selbstmord-Attentaten der Islamisten. Auch in Mogadischu hätten die Regierungstruppen nicht alles unter Kontrolle, so der Amison-Kommandeur Fred Mugisha. Er beklagte, dass die bisherige Truppenstärke der afrikanischen Mission von 9000 Mann zu gering sei.

Nach dem Rückzug der Miliz müssten die Streitkräfte derzeit ein "wesentlich größeres Gebiet" der Stadt kontrollieren als zuvor, erklärte er. Noch immer gebe es Schlupflöcher, in denen sich Aufständische aufhalten könnten und die Stadt sei "längst nicht so ruhig, wie wir es uns wünschen". Die Stadt sei zu "90 bis 95 Prozent" von den islamistischen Kämpfern befreit.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP

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