"Konsequenzen wären zu groß" Hersteller bauen Amflora nicht an
03.03.2010, 11:13 UhrKeine Kartoffel ist in Deutschland so umstritten wie das Genprodukt "Amflora". Obwohl die EU-Kommission nun den Anbau zulässt, wollen große Stärke-Hersteller die Kartoffel nicht anpflanzen. Greenpeace fordert indes die Bundesregierung auf, den Anbau in Deutschland zu verbieten.

Amflora-Kartoffeln von einem Test-Acker in Norddeutschland.
(Foto: AP)
Trotz der Zulassung der Genkartoffel Amflora wollen große Stärke-Hersteller die Pflanze nicht anbauen. "Wir sehen zurzeit keine Möglichkeit, Amflora anzupflanzen. Die Konsequenzen wären zu groß", sagte ein Vertreter des nach eigenen Angaben größten deutschen Kartoffelstärke-Produzenten Emsland Stärke GmbH der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Das Risiko, Geschäftspartner zu verlieren, sei für das Unternehmen zu groß, "weil es Kunden gibt, die für grüne Gentechnik nicht offen sind".
Auch der Geschäftsführer der Firma Südstärke, Josef Königbauer, sagte der "taz": "Für uns kommt Amflora definitiv nicht in Frage." Südstärke beliefere auch die Lebensmittel-Industrie - die Unternehmen der Branche wollten keine gentechnisch veränderte Stärke in ihrer Produktion. "Wir könnten die konventionellen und die Genkartoffeln im Werk kaum trennen", sagte Königbauer.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace demonstrierte unterdessen in Berlin gegen die Zulassung der Genkartoffel. Sie projizierten eine Kartoffelfratze auf das Bundeskanzleramt, wie Greenpeace mitteilte. Die Organisation forderte die Bundesregierung auf, Warnungen vor den gesundheitlichen und ökologischen Risiken ernst zu nehmen und den Anbau in Deutschland zu verbieten. Union und FDP sollten sich klar machen, dass die Wähler Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller ablehnten.
Die EU-Kommission hatte Amflora am Dienstag die Zulassung erteilt. Die Kartoffelsorte des Chemiekonzerns BASF darf demnach zu industriellen Zwecken und zur Nutzung von Nebenerzeugnissen als Futtermittel angebaut werden. Die Kartoffel ist nicht zum Verzehr bestimmt, sondern soll Stärke für die Papierherstellung und andere Industrieprodukte liefern. Umweltschützer kritisierten, dass die Antibiotika-Resistenz der Kartoffelsorte die Wirksamkeit von lebenswichtigen Antibiotika gefährden könne.
Quelle: ntv.de, AFP