Anwälte des geistig Behinderten setzen sich durch Hills Hinrichtung erneut verschoben
19.07.2013, 08:30 UhrSeit zwei Jahrzehnten sitzt Warren Hill im Todestrakt eines Gefängnisses in Georgia. Bereits mehrmals war die Hinrichtung des geistig behinderten Mannes angesetzt, immer wieder wurde sie verschoben. So auch diesmal. Seine Anwälte fordern, den Inhalt der Todesspritze zu veröffentlichen.
Warren Hill wurde wegen der Ermordung eines Mithäftlings zum Tode verurteilt.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die hochumstrittene Hinrichtung eines geistig zurückgebliebenen Häftlings im US-Bundesstaat Georgia ist erneut verschoben worden. Eine Bezirksrichterin entschied, die Hinrichtung von Warren Hill auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Inzwischen werde sie eine Beschwerde der Verteidigung prüfen. Darin geht es um die Zusammensetzung der Injektion, mit der Hill getötet werden soll.
Hills Anwälte sind der Ansicht, die "extreme Geheimhaltung" der Medikamente verstoße gegen die verfassungsmäßigen Rechte des Verurteilten. Gesetze des Bundesstaates begrenzen die Angaben, die über den Inhalt der Todesspritze gemacht werden. Richterin Gail Tusan erklärte, die Verfassung gebe einem Verurteilten das Recht, die Umstände seiner Hinrichtung zu kennen. Warren dürfe nicht getötet werden, bis sie eine endgültige Entscheidung über die Beschwerde der Verteidigung treffe, ordnete die Richterin an.
Die Anklagevertreter reichten umgehend Berufung beim Obersten Gericht des Bundesstaates ein. Falls die dortigen Richter Tusans Anordnung für nichtig erklärten, könnte Hill noch wie geplant hingerichtet werden.
Seit 20 Jahren im Todestrakt
Die Hinrichtung des 52-jährigen Afroamerikaners war erst am Montagabend im letzten Moment verschoben worden. Auch in diesem Fall hatten die Anwälte mit einem Einspruch gegen das Gesetz Erfolg, das es den Behörden in Georgia erlaubt, die Herkunft der zur Vollstreckung der Todesstrafe verwendeten Betäubungsmittel geheim zu halten. Bereits im Februar dieses Jahres und im Juli 2012 war Hills Hinrichtung in letzter Minute verhindert worden.
Hill sitzt seit mehr als 20 Jahren im Todestrakt. Er war 1991 wegen der Ermordung eines Mithäftlings zum Tode verurteilt worden. Ursprünglich war er wegen der Tötung seiner Freundin ins Gefängnis gekommen. Seine Anwälte argumentieren, dass der unterdurchschnittlich intelligente Hill geistig zurückgeblieben sei.
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte 2002 entschieden, dass geistig Behinderte nicht hingerichtet werden dürfen. Er überließ es aber den einzelnen Bundesstaaten, geistige Behinderung zu definieren. In Georgia sind diese Fälle besonders strikt geregelt.
Quelle: ntv.de, AFP