Politik

Der Kriegstag im Überblick Hochrangiges Treffen zeichnet sich ab - 13 Tote bei Luftangriff

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Während die Kämpfe in der Ukraine andauern, zeichnet sich ein baldiges Treffen zwischen dem russischen Außenminister und seinem ukrainischen Amtskollegen in der Türkei ab. Eine Verhandlungsrunde von Vertretern beider Seiten in Belarus endete am heutigen Montag ohne greifbare Erfolge - doch man will im Gespräch bleiben. Derweil stärkt China seinem Partner Russland den Rücken, Deutschland will an russischen Energieimporten festhalten und der Erdgaspreis klettert auf ein Allzeithoch. Der zwölfte Kriegstag im Überblick.

Diplomatische Bemühungen und 13 Tote bei Luftangriff

Ungeachtet weiterer russischer Angriffe in der Ukraine laufen die diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Krieges auf Hochtouren. So wollen die Außenminister beider Länder laut türkischen und russischen Angaben am Donnerstag in der Türkei erstmals seit Wochen wieder zusammentreffen. Seitens der Ukraine hieß es, ein Treffen werde geprüft. Zudem forderte Indien von Russlands Präsidenten Wladimir Putin direkte Gespräche mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj.

Putin ließ der Ukraine derweil über Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ausrichten, dass er den Krieg gegen das Land "sofort" stoppen würde, wenn Kiew eine Reihe von Bedingungen erfüllt. Russland werde seine "Sonderoperation" beenden, wenn die Ukraine ihre militärischen Handlungen einstelle, wenn sie ihre Verfassung ändere, um darin die Neutralität zu verankern, wenn sie die Krim als russisches Territorium und die "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten anerkenne.

Bei einer dritten Gesprächsrunde zwischen ukrainischen und russischen Vertretern wurde nach ersten Angaben kein großer Fortschritt erzielt. Der ukrainische Unterhändler Mychailo Podoljak erklärt in einem Video, es gebe gewisse kleinere Fortschritte bei der Logistik für die Evakuierung von Zivilisten. Es sei jedoch keine Übereinkunft erzielt worden, die zu einer nennenswerten Verbesserung der allgemeinen Lage führen werde. Die Gespräche über eine Feuerpause sollten fortgesetzt werden. Beide Seiten bekräftigten die Absicht zur Schaffung humanitärer Korridore in den umkämpften Gebieten.

Derweil meldeten die ukrainischen Behörden die Rückeroberung der Stadt Chuhuiv im Nordosten des Landes. Die russische Armee versuche unterdessen, weiter auf Kiew vorzurücken und die Hauptstadt einzukreisen. Ukrainische Rettungsdienste meldeten 13 Tote in Makariw westlich von Kiew nach einem Luftangriff auf eine Brotfabrik. Die Leichen der Zivilisten seien von unter den Trümmern geborgen worden, heißt es in einer Mitteilung. Russische Truppen nach Angaben der örtlichen Behörden auf den Flughafen der südukrainischen Großstadt Mykolajiw vorgedrungen. Ukrainische Truppen eroberten den Flughafen den Angaben nach aber anschließend wieder zurück.

Die ukrainischen Streitkräfte fügten den Angreifern nach eigenen Angaben zudem schwere Verluste bei. Einige russische Einheiten hätten bei Kämpfen um Konotop und Ochtyrka im Nordosten des Landes bis zu 50 Prozent ihres Personals verloren. "Der moralische und psychologische Zustand des Feindes bleibt extrem niedrig", behauptete der Generalstab in Kiew. Russische Soldaten würden in Scharen desertieren.

Russland meldete derweil weitere Geländegewinne in der Ostukraine. Die Truppen hätten fünf Siedlungen an der Grenze der Gebiete Donezk und Saporischschja eingenommen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Zudem hätten Kampfjets und Bomber 26 weitere militärische Objekte zerstört, darunter zwei Kommandoposten, eine Radarstation und fünf Munitionsdepots. Pro-russische Separatisten begannen nach Angaben der Regierung in Moskau eine Offensive in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol.

Britischen Geheimdienstkreisen zufolge griff Russland ähnlich wie im Tschetschenien-Krieg oder in Syrien dicht besiedelte Gebiete an. Der ukrainische Widerstand verzögere jedoch den Vormarsch der russischen Truppen weiter.

China hält zu Russland - Kreml warnt NATO

Im Ringen um diplomatische Fortschritte im Ukraine-Krieg könnte China eine gewichtige Rolle spielen, immerhin enthielt sich das Land vor der UN, als es um die Verurteilung des russischen Angriffs ging. Nun aber stärkte der große Nachbar Russland den Rücken. Auf eine Frage nach internationalen Sanktionen sagte Chinas Außenminister Wang Yi: "Egal, wie tückisch der internationale Sturm ist, China und Russland werden ihre strategische Entschlossenheit aufrechterhalten und die umfassende kooperative Partnerschaft in der neuen Ära vorantreiben." Ihr Verhältnis zähle "zu den wichtigsten bilateralen Beziehungen in der Welt".

Anders sieht es naturgemäß die NATO, zu der auch Ungarn gehört. Dessen Ministerpräsident Viktor Orban erlaubte heute die Präsenz des westlichen Militärbündnisses in seinem Land - was eine Kehrtwende bedeutet. In Russland dürften Nachrichten wie diese derweil für weiteren Unmut sorgen. Das Außenministerium in Moskau richtete abermals eine Warnung an die NATO-Staaten: Die Lieferung von Waffen oder Flugzeugen sowie die Entsendung von Söldnern könnten die humanitäre Lage in der Ukraine nicht verbessern, aber eine "katastrophale Entwicklung der Situation nicht nur in der Ukraine, sondern auch in den NATO-Ländern provozieren".

Währenddessen will Deutschland weiter auf Energieimporte aus Russland setzen - trotz des russischen Angriffskrieges. "Die Versorgung Europas mit Energie für die Wärmeerzeugung, für die Mobilität, die Stromversorgung und für die Industrie kann im Moment nicht anders gesichert werden", teilte Bundeskanzler Olaf Scholz mit. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht kündigte an, die Beschleunigung von Rüstungsprojekten der Bundeswehr vorantreiben zu wollen. Dafür solle künftig auf langwierige Vorgaben für EU-weite Ausschreibungen verzichtet werden. Auch prüfe Deutschland weitere Waffenlieferung an die Ukraine.

Deutliches Minus im Dax - Energiepreise auf Höhenflügen

Für viel Dynamik sorgten der Ukraine-Krieg und Inflationssorgen auf dem deutschen Aktienmarkt. So fiel der Dax am Vormittag zeitweise um bis zu fünf Prozent auf den tiefsten Stand seit November 2020. Am Ende stand ein deutliches Minus.

Auf Höhenflügen befinden sich derweil die Energiepreise: Während der Großhandelspreis für Erdgas nach Angaben von Energiemarktexperten ein Allzeithoch erreichte, verzeichnete der Ölpreis einen Anstieg um mehr als neun Prozent. Russland ist ein wichtiges Herkunftsland für Rohstoffe - der Krieg wirkt sich deshalb auch auf die Energiemärkte aus.

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Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP/rts

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