Zahl der Studienanfänger unterschätzt Hochschulen fehlen Milliarden
08.02.2012, 11:58 UhrBund und Länder haben offenbar unterschätzt, dass doppelte Abi-Jahrgänge und das Ende der Wehrpflicht tausende Studienanfänger an Hochschulen und Universitäten treibt. Die Kosten dafür laufen aus dem Ruder. Bund und Länder müssen nachlegen, um die Studiengänge finanzieren zu können.
In der bundesweiten Hochschulfinanzierung fehlen nach Länderschätzung mehrere Milliarden Euro, weil weitaus mehr Studienanfänger als erwartet an die Universitäten strömen. Die Kosten für die zusätzlich benötigten Studienplätze allein für das Bachelorstudium bis 2020 dürften bei bis zu 9,5 Milliarden Euro liegen, sagte die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) der "Zeit". Die erforderlichen Masterplätze seien hier noch gar nicht eingerechnet.
Bauer forderte eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung. "Die Länder werden auch das Ihre tun müssen", sagte sie. "Aber ich erwarte, dass der Bund sich nicht aus der Verantwortung stiehlt." Die Kultusministerkonferenz (KMK) habe "die tatsächliche Entwicklung der Studentenzahl in den vergangenen Jahren weit unterschätzt", sagte Bauer. Die bisherige Annahme, wonach ab 2015 die Anfängerzahlen fallen würden, sei falsch. "Die Anfängerzahlen bleiben dauerhaft hoch", was angesichts des drohenden Fachkräftemangels eine "hervorragende Nachricht" sei, so die Grünen-Politikerin.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind jetzt zum Wintersemester 2011/2012 an den Universitäten rund 1,6 Millionen Studierende, an den Fachhochschulen rund 800.000 immatrikuliert.
Vor allem hatte auch das Ende der Wehrpflicht den Anteil der jungen Männern unter den Studienanfängern deutlich steigen lassen: Die Zahl der männlichen Erstsemester kletterte um 23 Prozent auf 275.510, die der weiblichen nur um 9 Prozent auf 240.323. Der Frauenanteil, in den vergangenen Jahren stets bei über 49 Prozent, sank in diesem Jahr bei den Erstsemestern auf 46,6 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa