Trotz der Gewalt Hohe Wahlbeteiligung in Pakistan erwartet
11.05.2013, 17:03 Uhr
Laut dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen wurden mehr als 600.000 Wahlhelfer im ganzen Land geschult.
(Foto: dpa)
Am Tag der historischen Parlamentswahl in Pakistan sterben mehrere Menschen bei Anschlägen und Angriffen. Trotzdem ist der Andrang bei der Abstimmung hoch. Es wird mit einer Beteiligung von mehr als 60 Prozent gerechnet.
Millionen Pakistaner haben Anschlägen und Terrordrohungen getrotzt und bei der historischen Parlamentswahl ihre Stimme abgegeben. Mit Gottes Hilfe und der Unterstützung der Bevölkerung sei es gelungen, "eine freie und faire Wahl abzuhalten", sagte der Sekretär der Wahlkommission, Ishtiak Ahmad Khan.
Die Kommission hatte vor Schließung der Wahllokale mitgeteilt, sie rechne wegen des großen Andrangs mit einer Wahlbeteiligung von mehr als 60 Prozent. 2008 hatte die Wahlbeteiligung bei 43,7 Prozent gelegen.
Es ist das erste Mal seit der Unabhängigkeit des Landes 1947, dass eine zivile Regierung die Macht an demokratisch gewählte Nachfolger übergibt. Etwa die Hälfte der Zeit war die südasiatische Atommacht von Militärs beherrscht.
Mindestens 18 Tote bei Anschlägen und Angriffen
Der bisherigen Regierung unter der Volkspartei PPP droht bei der Wahl eine Niederlage. Die besten Aussichten auf einen Sieg hat nach einer repräsentativen Umfrage die Muslim-Liga von Nawaz Sharif, der schon zweimal Premierminister war. Danach folgt die Tehreek-e-Insaf von Kricket-Legende Imran Khan.
Mehr als 86 Millionen Pakistaner waren am Samstag aufgerufen, über die Vergabe von 268 Parlamentssitzen zu entscheiden. In vier Wahlkreisen hatte die Wahlkommission die Abstimmung unter anderem wegen gewaltsamer Zwischenfälle verschoben.
Am Wahltag wurden mindestens 18 Menschen bei Anschlägen und Angriffen getötet, Dutzende weitere wurden verletzt. Mehr als 620. 000 Polizisten, Paramilitärs und Soldaten waren am Samstag zum Schutz der Abstimmung eingesetzt.
Gewalt überschattete schon den Wahlkampf
Nach Schließung der Wahllokale begann die Auszählung der Stimmen. In sieben Wahlkreisen in der südpakistanischen Wirtschaftsmetropole Karachi verlängerte die Wahlkommission die Abstimmung, weil die Wahllokale dort am Morgen zwei Stunden verspätet geöffnet hätten. In Karachi warfen sich mehrere Parteien gegenseitig Wahlmanipulationen vor. Dort kam es am Wahltag auch zu den blutigsten Anschlägen.
Bei zwei Sprengstoffanschlägen in Karachi wurden nach Angaben des dortigen Jinnah-Krankenhauses mindestens elf Menschen getötet und 48 verletzt, darunter viele Kinder. Bei zwei Angriffen in der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan wurden sechs Menschen erschossen und 14 verwundet, wie die Behörden mitteilten. Bei einem Anschlag in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar wurden nach Angaben des Lady-Redding-Krankenhauses acht Menschen verletzt.
Informationsminister Arif Nizami verurteilte die Gewalt. "Leider ist sie erwartet worden", sagte er. Die pakistanischen Taliban hatten bereits den Wahlkampf in ein Blutbad verwandelt. Sie halten die Wahl für "unislamisch". Bei Anschlägen im Zusammenhang mit der Wahl wurden seit April mehr als 120 Menschen getötet.
Pakistan weist "New York Times"-Reporter aus
Kurz vor dem Wahltag hatte die Regierung dem Büroleiter der renommierten US-Zeitung "New York Times" das Visum entzogen. Polizisten seien in der Nacht zu Donnerstag mit einem Brief des Ministeriums bei Declan Walsh erschienen, berichtete das Blatt. Der Brief, der nur zwei Sätze enthalten habe, informierte den 39-Jährigen, dass ihm sein Visum aufgrund von "unerwünschten Aktivitäten" aberkannt werde. Er müsse innerhalb von 72 Stunden - also bis zum Ende des Wahltages - ausreisen.
Die Chefredakteurin der "New York Times", Jill Abramson, protestierte demnach in einem Schreiben an den Innenminister gegen die Entscheidung. Die Vorwürfe gegen Walsh seien vage und nicht belegt. Der Journalist habe kleine weitere Erklärung erhalten, was er falsch gemacht haben soll.
Walsh habe immer fair und sachlich berichtet, schrieb Abramson weiter. Die Parlamentswahlen würden als einen wichtigen Meilenstein in Sachen Demokratie angesehen. "Die Ausweisung eines etablierten Journalisten am Tag der Abstimmung steht im Widerspruch zu diesem Eindruck", kritisierte sie. Die Regierung schien ihre Entscheidung aber nicht ändern zu wollen, wie aus einer Twitter-Nachricht von Walsh hervorgeht.
Quelle: ntv.de, hah/dpa