"Schlimmer als Vietnam" Holbrooke: Irak außer Kontrolle
11.05.2007, 08:36 UhrDer Irak-Krieg "hat bereits ein größeres Ausmaß angenommen, als damals der Vietnam-Krieg". Diese Ansicht vertritt der ehemalige hochrangige US-Diplomat Richard Holbrooke. Der Irak sei längst in einen Bürgerkrieg geglitten, der außer Kontrolle geraten ist. Für die USA sei die Situation in und um Bagdad eine außenpolitische Krise; schlimmer als damals in Vietnam, sagte Holbrooke bei einer Vorlesung in Washington.
Der frühere UN-Botschafter der USA hatte selbst in Vietnam gedient und sich später auf politischer Ebene mit dem Thema befasst. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal sagen würde, irgendetwas wäre schlimmer als Vietnam, aber der Irak ist dies in der Tat." Die USA befänden sich derzeit in der "schlimmsten internationalen Lage ihrer modernen Geschichte".
Der Nachfolger von US-Präsident George W. Bush trete ein herausforderndes Erbe an, sagte Holbrooke weiter. Auf ihm werde der Krieg im Irak lasten, die andauernde US-Präsenz im instabilen Afghanistan sowie der ungelöste Streit mit dem Iran über dessen Atomprogramm.
Holbrooke hatte bereits im Januar ein Interview gegeben, in dem er hart mit Bush ins Gericht ging. Bush werde "ohne Zweifel" als der Kriegspräsident in die Geschichte eingehen. Er habe "das Land in zwei Kriege geschickt, von denen er keinen beenden wird. Dann haben wir ein riesiges Haushaltsdefizit und eine tief gespaltene Nation. Das ist eine furchtbare Hinterlassenschaft".
Bush hatte im Januar angekündigt, mehr Soldaten in den Irak zu schicken, um die Sicherheitslage dort zu verbessern. Er steht dabei innenpolitisch unter starkem Druck. Jetzt soll eine weitere Finanzierung des Irak-Krieges von politischen Fortschritten in Bagdad abhängig gemacht werden. Das US-Repräsentantenhaus hatte Finanzspritzen für den Krieg verweigert, weil Bush keinen konkreten Abzugsplan für die Truppen festgelegt hat.
Quelle: ntv.de