Politik

"Vive la France"-Rufe in Timbuktu Hollande besucht seine Einheiten

Hollande wird als der Befreier Timbuktus gefeiert.

Hollande wird als der Befreier Timbuktus gefeiert.

(Foto: dpa)

Erstmals ist der Befehlshaber bei den Truppen in Mali. Frankreichs Staatschef Hollande besucht die seit drei Wochen gegen Islamisten kämpfende Armee. Derweil retten malische Historiker unter Einsatz ihres Lebens das Gros der historischen Handschriften aus Timbuktu.

Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen genießt Hollande das Bad in der Menge.

Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen genießt Hollande das Bad in der Menge.

(Foto: REUTERS)

Drei Wochen nach Beginn des französischen Militäreinsatzes in Mali hat Frankreichs Staatschef François Hollande das westafrikanische Krisenland besucht. "Seit dem 11. Januar haben wir schon viel Arbeit getan, aber sie ist noch nicht vollständig beendet", sagte Hollande in der historischen Wüstenstadt Timbuktu. Von den Einwohnern wurde der französische Staatschef wie ein Befreier begrüßt.

Nach seiner Landung im malischen Sévaré reiste Hollande mit Übergangspräsident Dioncounda Traoré weiter nach Timbuktu. Auf dem zentralen Platz versammelten sich tausende Menschen, um Frankreich "zu danken". Die Menge tanzte zu Klängen von Trommeln, die unter den Islamisten verboten waren.

Die Stadt war geschmückt mit französischen und malischen Flaggen, ein Großaufgebot an Sicherheitskräften war im Einsatz. Als sich Hollande und Traoré der Menge präsentierten, fassten sie sich an den Händen und reckten diese gemeinsam empor als Zeichen des Sieges.

Erst vor wenigen Tagen hatten französische Soldaten die zuvor von den Islamisten gehaltene Stadt zurückerobert. "Wir, die Frauen von Timbuktu, wir danken François Hollande unendlich", rief die 53-jährige Fanta Diarra, die sich in eine französische Flagge gehüllt hatte. Ein Händler bezeichnete Hollande als "Befreier".

Hollandes: Es wird noch einige Wochen dauern

Sie warten vor den Toren der historischen Wüstenstadt auf ihren Befreier.

Sie warten vor den Toren der historischen Wüstenstadt auf ihren Befreier.

(Foto: REUTERS)

Obwohl die Aufgabe der Franzosen in Mali noch nicht beendet sei, würden die afrikanischen Staaten den Einsatz bald weiterführen, sagte Hollande. "Es wird noch einige Wochen dauern", sagte er. Ziel sei es aber, die Verantwortung an die afrikanischen Truppen abzugeben. "Es gibt keinen Teil von Mali, der der Kontrolle der legitimen Behörden entgehen darf", sagte Hollande.

Frankreich hatte am 11. Januar militärisch in Mali eingegriffen, um einen Vormarsch der Islamisten zu verhindern, die den Norden des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Nach der Rückeroberung wichtiger Städte wie Gao und Timbuktu richten sich die Bemühungen darauf, die letzte Rebellenhochburg Kidal unter Kontrolle zu bringen.

Deutschland schickt 40 Ausbilder

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière kündigte an, dass sich die Bundeswehr mit etwa vierzig Soldaten an der EU-Ausbildungsmission für die Streitkräfte in Mali beteiligen werde. Der Bundestag soll das deutsche Mandat noch diesen Monat beschließen.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wies Befürchtungen zurück, Deutschland könne im afrikanischen Mali in einen weiteren Krieg hineingezogen werden. "Diese Befürchtung kann ich nicht nachvollziehen", sagte der frühere Bundesaußenminister dem "Tagesspiegel am Sonntag".

Mali sei nicht mit Afghanistan vergleichbar, betonte Steinmeier. Durch das Eingreifen der Franzosen sei vielmehr gerade verhindert worden, dass Mali ein zweites Afghanistan werde. Die Islamisten seien weit in den Norden Malis zurückgedrängt worden. "Ich sehe nicht, dass wir in Mali vor einem erneuten Einsatz von Kampftruppen stehen", sagte Steinmeier.

Die UNO zeigte sich indes beunruhigt über Berichte über Gräueltaten beim Vormarsch der malischen Armee. Es gebe "ernste Vorwürfe" zu Massen-Exekutionen und anderen Menschenrechtsverletzungen, erklärte UN-Sonderberichterstatter Adama Dieng.

Historiker retten wertvolle Schriften

Unter Einsatz ihres Lebens haben malische Historiker unterdessen den Großteil der historischen Handschriften aus Timbuktu vor der Zerstörungswut der Islamisten gerettet. Das berichtet RTL. Rund 65 Prozent der 45.000 Dokumente des Ahmed Baba Instituts seien in Kisten unter Lebensmitteln und Tieren nach Bamako geschmuggelt worden. Die RTL-Korrespondentin Nicole Macheroux-Denault habe als erste Reporterin weltweit die Bücher und Schriften filmen können, berichtete der Sender.

Die teilweise aus dem 11. Jahrhundert stammenden islamischen Schriften lagerten unfachgerecht an einem geheimen Ort in Bamako und drohten zu verwittern, heißt es. Der Leiter des Ahmed Baba Instituts, Abdoul-Kadri Maiga, kümmere sich um sie. "Wir brauchen jetzt hier wirklich schnell Hilfe und Geld, um die geretteten Dokumenten zu erhalten", sagte der Historiker dem Sender.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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