"Wahre" Geschichte mit Irving Holocaust-Leugner auf Reisen
15.09.2010, 14:40 UhrFür David Irving hat der Massenmord an den Juden nie stattgefunden. Deshalb kann sein Plan, durch Polen zu reisen und dabei auch Vernichtungslager zu besuchen, nur als Provokation gemeint sein. Mehrere Opferorganisationen laufen Sturm.
Anti-Rassismus-Organisationen aus Polen und Großbritannien haben gefordert, eine vom britischen Holocaust-Leugner David Irving organisierte Polen-Reise zu verhindern. Die polnischen und britischen Behörden dürften die "schändliche Reise", die unter anderem zum ehemaligen Vernichtungslager Treblinka führen soll, nicht erlauben, erklärte der Leiter der polnischen Organisation "Nie Wieder". In dem gemeinsam mit der britischen Gruppe "Searchlight" veröffentlichten Aufruf heißt es, die für Ende September geplante Reise beleidige die Opfer des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust.
Irving bietet vom 21. bis zum 29. September eine geführte Polen-Reise an. Neben dem Lager Treblinka stehen ein Besuch des ehemaligen Führer-Bunkers Wolfsschanze und eines Stützpunktes des damaligen SS-Führers Heinrich Himmler auf dem Programm. Irving preist die Tour als "unvergessliche Reise" an, die es ermögliche, "wahre Geschichte" zu sehen. "Searchlight" und "Nie Wieder" zufolge würden an der Reise in erster Linie Holocaust-Leugner und Neonazis aus Großbritannien, anderen westeuropäischen Staaten und den USA teilnehmen.
Keine neuen Einsichten

Nach einer Gerichtsentscheidung darf Irving öffentlich als "Lügner" und "Geschichtsfälscher" bezeichnet werden.
(Foto: REUTERS)
Irving war im November 2005 in Österreich verhaftet und wegen Leugnung des Holocaust zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Nach 13 Monaten Haft wurde er nach Großbritannien abgeschoben. In Gesprächen mit dem britischen Rundfunksender BBC und mehreren österreichischen Medien hatte Irving aus der Haft heraus erneut den Völkermord an den Juden während der NS-Diktatur geleugnet. Erst am Wochenende sagte er der britischen "Daily Mail", die polnischen Behörden hätten aus dem NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz eine "Touristenattraktion" im "Stil von Disneyland" gemacht.
In Polen wird das Leugnen des Holocaust und die Verbreitung antisemitischer Äußerungen mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Polnischen Angaben zufolge wurden rund 5,5 Millionen Polen Opfer des Völkermords der deutschen Nationalsozialisten. Etwa die Hälfte der sechs Millionen Juden, die während des Holocaust ermordet wurden, stammte aus Polen.
Quelle: ntv.de, AFP