Politik

"Eine uneitle Person" Homburger führt FDP-Fraktion

Mit 83 von 89 abgegebenen Stimmen wird die baden-württembergische FDP-Landeschefin Homburger zur Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Bundestag gewählt. Die 44-Jährige ist eine Befürworterin der klaren Worte: Kritik aus der Union an den FDP-Plänen zur Abschaffung des Gesundheitsfonds wies sie bereits vehement ab.

Die neue Vorsitzende der 93-köpfigen Fraktion vor der Sitzung im Protokollsaal 1 des Reichstages Berlin.

Die neue Vorsitzende der 93-köpfigen Fraktion vor der Sitzung im Protokollsaal 1 des Reichstages Berlin.

(Foto: dpa)

Die FDP-Bundestagsabgeordneten haben die 44-jährige Birgit Homburger zur neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt. Die baden-württembergische FDP-Landesvorsitzende erhielt 83 von 89 abgegebenen Stimmen. Es gab vier Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Homburger löst damit Guido Westerwelle ab, der neuer Vizekanzler und Außenminister wird. "Es ist mein Traumjob", sagte die 44-Jährige über ihre neue Aufgabe. Als erster parlamentarischer Geschäftsführer wurde Jörg van Essen im Amt bestätigt. Weitere parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion wurden Otto Fricke (82 Stimmen), Claudia Winterstein (82) und Christian Ahrendt (85).

"Sie ist eine uneitle Person, die es ertragen kann, wenn andere glänzen", wurde kürzlich im Kreis der engeren FDP-Führung einer ihrer Charakterzüge geschildert. Das könnte der badischen Schnellrednerin helfen, wenn sie demnächst Westerwelle im Bundestag den Rücken freihalten muss. Energisch und manchmal sogar bis hin zur Nervensäge, wie ihre Parteifreunde berichten, setzt Homburger ihre Absichten Schritt für Schritt durch.

Homburger führt seit 2004 die baden-württembergische FDP, einen Namen hat sie sich zudem als Verteidigungsexpertin im Bundestag gemacht. Im neuen Amt als Fraktionschefin muss sie das Kunststück vollbringen, in der schwarz-gelben Koalition liberales Profil zu zeigen und gleichzeitig der Regierung die Mehrheit zu sichern.

Mit erst 25 Jahren in den Bundestag

Die am 11. April 1965 in Singen geborene Verwaltungswissenschaftlerin trat 1982 in die FDP ein und wurde 1990 Vorsitzende der Jungen Liberalen. Im gleichen Jahr schaffte sie mit gerade 25 Jahren erstmals den Einzug in den Bundestag, dem sie seither angehört. 2002 wurde sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende, ab 2005 war sie in dieser Funktion auch Sprecherin für Sicherheitspolitik und Bürokratieabbau. Zuvor hatte sie sich vor allem um die Umweltpolitik gekümmert.

Die Außen- und Verteidigungspolitik war auch ihr Bereich bei den Verhandlungen zur Bildung der schwarz-gelben Koalition in den vergangenen Wochen. In der Verteidigungspolitik hat sich die FDP zwar stets zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan bekannt, trotzdem scheute Homburger nie ein offenes Wort: So kritisierte sie erst vor wenigen Wochen mit deutlichen Worten die Informationspolitik von Verteidigungsminister Franz Josef Jung, nach dem von Deutschland angeforderten Luftangriff in Afghanistan, bei dem offenbar auch Zivilisten ums Leben kamen.

Homburger: Änderungen sind "ganz klar vereinbart"

Fleißig und umtriebig war Homburger bei ihrer bisherigen Arbeit in Parlament und Fraktion - und die dankte ihr es ihr nun mit einem guten Ergebnis bei ihrer Wahl zur Fraktionschefin. Die 93,25 Prozent der Stimmen, die sie erhielt, geben ihr Rückenwind für die bevorstehenden Aufgaben.

Wie Homburgers Rolle in der neuen schwarz-gelben Koalition aussehen wird, zeichnet sich schon ab: Beim derzeitigen Gesundheitsystem seien Änderungen "ganz klar vereinbart", konterte sie Äußerungen aus der Union, die sich gegen die FDP-Vorstellungen zur Abkehr vom Gesundheitsfonds wandten. Dieser könne "so nicht bleiben". Die Differenzen zwischen Union und FDP in manchen Sachfragen machen deutlich, dass die Arbeit für Homburger und den Rest der FDP nicht leicht werden wird.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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