Aufruf zum Generalstreik Honduras sucht Hilfe in USA
06.07.2009, 22:48 UhrDie nach dem Sturz des Präsidenten international isolierte honduranische Interims-Regierung sucht jetzt Unterstützung ausgerechnet in Washington. Die USA hatten die neue Regierung nicht anerkannt.

Honduras' neuer Präsident Micheletti.
(Foto: AP)
Interims-Präsident Roberto Micheletti schickte eine Delegation zum Sitz der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS). Sie soll in der US-Hauptstadt im Konflikt mit dem gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya Verhandlungen aufnehmen. Zelaya, dessen Versuch, nach Honduras zurückzukehren, am Sonntag gescheitert war, wollte sich ebenfalls auf den Weg nach Washington begeben. Die OAS hat die Entmachtung Zelayas vor über einer Woche scharf als Putsch verurteilt. Sie verlangt von der Interims-Regierung, Zelayas Rückkehr an die Macht zu ermöglichen.

Zehntausende Anhänger von Zelaya hatten versucht, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen.
(Foto: REUTERS)
Am Sonntag war es beim Flughafen von Tegucigalpa zu schweren Zusammenstößen gekommen, als Zelayas Flugzeug über der Stadt kreiste, aber nicht landen konnte. Dabei kamen zwei Personen ums Leben, elf weitere wurden verletzt, wie das Rote Kreuz bestätigte. Zelaya wandte sich bei einem Zwischenstopp in San Salvador als Oberkommandierender an die honduranischen Streitkräfte und forderte sie auf, nicht auf das eigene Volk zu schießen. Er werde zunächst zu weiteren Beratungen zum Sitz der OAS zurückkehren, hieß es.
Aufruf zum Generalstreik
In Honduras war die Lage auch am Montag angespannt. Der Flughafen blieb geschlossen. Die Gegner der Interims-Regierung forderten die Honduraner zu einem Generalstreik auf. Aus mehreren Regionen wurden Straßenblockaden gemeldet. In der Hauptstadt blieben viele Geschäfte geschlossen. Für diesen Dienstag haben die Anhänger der Interims- Regierung eine Großdemonstration angemeldet.
Seine Maschine landete später in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua. Von dort flog Zelaya nach San Salvador weiter. Dort warteten Repräsententen der OAS und Präsidenten befreundeter Staaten, darunter Cristina Kirchner aus Argentinien und Rafael Correa aus Ecuador, auf ihn. Sie unterstützen den Honduraner bei seinen Versuchen, die Macht in seinem Land zurückzuerlangen.
Zalaya droht Festnahme in Honduras
Zelaya war am Sonntagmorgen in Washington in einer aufsehenerregenden Aktion aufgebrochen, um in Honduras an die Macht zurückzukehren. Zuvor war ein an die neuen Machthaber in Honduras gerichtetes Ultimatum der OAS ausgelaufen, in dem von Micheletti verlangt wurde, den Weg für die Rückkehr Zelayas freizumachen. Dieser aber erklärte, er werde Zelaya festnehmen lassen, wenn dieser honduranischen Boden betrete.

Das Militär blockierte die einzige Landebahn des Flughafen, um die Landung des gestürzten Präsidenten zu verhindern.
(Foto: REUTERS)
"Ich kehre zurück, um die Ordnung wiederherzustellen", sagte Zelaya. Niemand könne ihm als dem demokratisch gewählten Präsidenten und Oberkommandierenden das Recht auf Heimkehr streitig zu machen. Die Behörden erteilten der Maschine von Zelaya aber keine Landegenehmigung in Honduras.
"Klima von Angst und Unruhe"
Micheletti teilte zur gleichen Zeit vor der Presse in Tegucigalpa mit, in Nicaragua seien an der Grenze zu Honduras Truppen aufmarschiert. Er forderte die mit Zelaya verbündeten Regierungen von Nicaragua und Venezuela auf, Honduras nicht anzugreifen. Honduras sei bereit, sich zu verteidigen.
Unterdessen teilte am Montag die Kindernothilfe (Duisburg) mit, dass in Honduras ein "Klima von Angst und Unruhe" um sich greife. Es sei zu befürchten, dass die Gewalt an und unter Kindern und Jugendlichen könnte weiter zunehmen werde. Nach Informationen von Elmer Villeda, dem Koordinator der Kindernothilfe Honduras in der Hauptstadt Tegucigalpa, sind seit Beginn des Konflikts alle Schulen im Land geschlossen. "Die Kinder bleiben aus Sicherheitsgründen zu Hause", berichtete Villeda. "Auch viele Erwachsene gehen nicht mehr zur Arbeit, Läden und Behörden öffnen nicht mehr."
Quelle: ntv.de, dpa