Kein Endlager in Bayern Huber plant Atom-Kurs
03.08.2008, 09:44 UhrCSU-Chef Erwin Huber hat die Unions-Forderung nach längeren Laufzeiten für die deutschen Kernkraftwerke bekräftigt, den Bau eines Endlagers für Atomabfall in Bayern aber strikt abgelehnt. Es gebe seit 30 Jahren eine politische Entscheidung für den Salzstock im niedersächsischen Gorleben, diese Arbeiten müssten weitergeführt werden, sagte er in der ARD.
"Die Frage stellt sich deshalb nicht, weil ein nahezu fertiges Endlager in Deutschland vorhanden ist. Und zu sagen, das schütten wir wieder zu und fangen irgendwo anders von vorne an, das würde uns 30 Jahre zurückwerfen", sagte Huber. Dies mache "keinen Sinn".
"Gewaltige Erlöse"
Zugleich betonte der CSU-Vorsitzende, ein Abschalten der sicheren deutschen Atomkraftwerke aus politischen Gründen würde die Energieknappheit weiter erhöhen. Dies halte er für falsch. "Maßstab für die Laufzeit muss die Sicherheit sein. Und ich habe in der Tat darauf hingewiesen, dass international heute oftmals 60 Jahre angegeben werden. Aber das kann man nicht durch Gesetz festlegen."
Huber erläuterte, die in den bereits abgeschriebenen Atomkraftwerken produzierte Energie sei "der billigste Strom, den wir bekommen können". Die Energiewirtschaft müsse sich verpflichten, die "gewaltigen Erlöse" infolge längerer Laufzeiten "durch Preisstabilisierung weiterzugeben". Das müsse vertraglich festgelegt werden. "Der Verbraucher soll den Vorteil haben, nicht der Shareholder."
Gabriel greift Glos an
Umweltminister Sigmar Gabriel griff unterdessen den auch für die Energieversorgung zuständigen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) scharf an: "Die Stelle eines Energieministers, der sich wirklich um Effizienz, erneuerbare Energien und um neue Kraftwerke kümmert, ist in Deutschland leider unbesetzt. Selten gab es eine so fantasielose Wirtschaftspolitik wie zurzeit." Gabriel betonte in der "Welt am Sonntag": "In Deutschland brauchen wir endlich ein Energieministerium, das dieser Aufgabe gewachsen ist und Energiepolitik nicht mit Lobbyismus für die Atomindustrie verwechselt."
Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger halten einer Umfrage zufolge längere Laufzeiten der Atomkraftwerke unter bestimmten Bedingungen für sinnvoll. 68 Prozent wollten die Meiler länger am Netz lassen als im Atomausstieg vereinbart, wenn die Gewinne der Stromkonzerne hieraus je zur Hälfte an die Verbraucher und in die Forschung erneuerbarer Energien fließen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts Emnid unter 500 Bundesbürgern, berichtet das Magazin "Focus". Nach dem geltenden Atomausstieg soll das letzte Atomkraftwerk bis 2022 vom Netz gehen.
Quelle: ntv.de