Politik

Bürgerkrieg in Liberia Hunderte Tote

Bei den erbittert geführten Bürgerkriegskämpfen in der liberianischen Hauptstadt Monrovia sind nach offiziellen Angaben in den vergangenen Tagen mehr als 600 Zivilisten getötet worden. Verteidigungsminister Daniel Chea sagte am Dienstag: "Die Zahl der Toten liegt gut über 600 Zivilisten."

Mitarbeiter von Hilfsorganisationen erklärten, durch Granatwerfer-Beschuss dürften etwa 100 Menschen in Monrovia getötet worden sein. Dort bekämpfen sich Rebellen und Regierungstruppen. Die meisten Toten gab es offenbar im Diplomaten-Viertel, wo eine in die Zehntausende gehende Menschenmenge Schutz gesucht hatte.

Verstärkte US-Präsenz

US-Präsident George W. Bush hatte am Wochenende erklärt, die Regierung erörtere mit den Nachbarstaaten des westafrikanischen Landes den Zeitpunkt für den Einsatz einer Friedenstruppe. Bush sagte im texanischen Crawford, es seien Gespräche mit der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) im Gang über die Entsendung von Soldaten. Die USA hatten am Montag mehrere Dutzend Elitesoldaten zur Sicherung ihrer Botschaft nach Monrovia entsandt.

Kritik an mangelndem Schutz

Angesichts der anhaltenden Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Rebellen der Vereinten Liberianer für Versöhnung und Demokratie (LURD) äußerten Bewohner der Stadt aber heftige Kritik: Es reiche nicht, lediglich US-Besitz zu schützen, vielmehr müsse eine ausreichend starke Bodentruppe der Bevölkerung Sicherheit bringen.

Soldaten in Alarmbereitschaft

Washington hat rund 4.500 Marineangehörige und Marineinfanteristen in Alarmbereitschaft versetzt. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ordnete nach Angaben aus dem Pentagon am Wochenende die Entsendung des Flottenverband um die "USS Iwo Jima" vom Horn von Afrika Richtung Mittelmeer an, von wo aus die Schiffe in rund einer Woche in Liberia einlaufen könnten. Die Soldaten sollten im Mittelmeer weitere Befehle abwarten und könnten in Liberia bei Evakuierungs- oder Friedensmissionen zum Einsatz kommen.

Verhandlungen in Ghana

Das US-Außenministerium rief alle Beteiligten zu einem sofortigen Waffenstillstand auf. Die Konfliktparteien müssten sich auf die in Ghana andauernden Friedensverhandlungen konzentrieren, sagte der stellvertretende US-Außenamtssprecher Philip Reeker am Sonntag. Auch der ehemalige nigerianische Militärmachthaber Abdulsalami Abubakar, der die Friedensgespräche leitet, rief zu einem Ende der Kämpfe auf. Ziel der Verhandlungen ist die Bildung einer Übergangsregierung.

Ringen um Friedenstruppe

Die Vereinigten Staaten haben zugesagt, sich mit einem kleinen Kontingent an einer internationalen Friedenstruppe zu beteiligen, sofern Präsident Charles Taylor das Land verlasse. Dieser will jedoch nur zurücktreten, wenn eine Friedenstruppe bereits im Land ist. Seit drei Jahren versuchen die Rebellengruppen, Taylor zu stürzen, dem Kriegsverbrechen im Nachbarland Sierra Leone vorgeworfen werden.

Quelle: ntv.de

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