Christen gegen Muslime Hunderte Tote in Nigeria
30.11.2008, 14:27 UhrBei blutigen Unruhen zwischen Christen und Muslimen nach einer Kommunalwahl sind in Nigeria mehrere hundert Menschen getötet worden, Tausende sind vor der Gewalt auf der Flucht. Mehr als 300 Menschen seien ums Leben gekommen, sagte ein Vertreter des Roten Kreuzes in Jos, der Hauptstadt des Bundesstaats Plateau. In die Moschee von Jos seien in den vergangenen zwei Tagen fast 400 Leichen gebracht worden, sagte der Imam des Gotteshauses. Inzwischen beruhigte sich die Situation nach Angaben der Armee wieder.
Die nigerianischen Behörden haben indes erstmals Angaben zur Zahl der Toten bei den Unruhen gemacht. Bei den Auseinandersetzungen seien rund 200 Menschen gestorben, sagte der Informationsminister des Bundesstaates Plateau, Nuhu Gagara. Das hätten die vorläufigen Angaben der Polizei ergeben. Ein Rettungsteam suche die Stadt nun nach Leichen ab. Rund 500 Menschen seien allein am Samstag festgenommen worden.
Kirchen und Moscheen zerstört
Ausl öser der Unruhen waren die Kommunalwahlen am Donnerstag. Die Gewalt eskalierte, als Gerüchte über eine Wahlniederlage der mehrheitlich muslimischen Partei ANPP gegen die christlich dominierte PDP die Runde machten. Die Wahlkommission hatte am Samstag bekanntgegeben, dass die regierende Demokratische Volkspartei (PDP), die überwiegend von der christlichen Bevölkerung unterstützt wird, in 16 der 17 Kommunen gewonnen habe. Die Nigerianische Volkspartei, die vor allem Rückhalt bei den muslimischen Wählern hat, zweifelte das Ergebnis an.
Seit Beginn der Kämpfe am Freitag wurden nach Angaben von Anwohnern mehrere Moscheen und Kirchen zerstört. Nach Angaben des Roten Kreuzes flohen mehr als 10.000 Menschen vor den Kämpfen aus ihren Häusern, mehr als 300 wurden demnach bei den Ausschreitungen verletzt. Auf den Straßen lagen verwesende Leichen, das Rote Kreuz befürchtete den Ausbruch von Seuchen.
Ausgangssperre verhängt
Ein Vertreter des Roten Kreuzes in Jos sagte, "deutlich mehr als 300 Menschen" seien seit Freitag getötet worden. Der Imam der Moschee in Jos sagte, in das Gotteshaus seien mindestens 381 Leichen gebracht worden, die nun beerdigt werden sollten.
Nigerias Präsident Umaru Yar'Adua äußerte sich in einer Erklärung "sehr traurig" über die Ereignisse. Er entsandte am Samstag die Armee in die Region. Die Regierung des Bundesstaats Plateau verhängte eine 24-stündige Ausgangssperre über Teile der Stadt. Die Armee eröffnete das Feuer auf jeden, der sich dennoch draußen aufhielt. Die Straßen nach Jos waren nach Angaben eines AFP-Korrespondenten am Samstag gesperrt, auch aus der Luft war die Stadt nicht erreichbar. Inzwischen hatte sich die Lage nach Angaben des Armeesprechers wieder beruhigt. "Heute morgen gab es keine Fälle von Vandalismus oder Gewalt."
Ein Reporter des Rundfunksenders Radio France International sagte, er habe etwa hundert Menschen mit Schussverletzungen gesehen. Diese hätten berichtet, sie seien von Schüssen der Polizei oder Armee verletzt worden.
In Jos hat es in der Vergangenheit wiederholt Spannungen zwischen den christlichen und muslimischen Bewohnern der Stadt gegeben. Bei tagelangen Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen starben 2001 mehr als tausend Menschen.
Quelle: ntv.de