"Geistiger Brandstifter" Husni fällt wieder durch
19.09.2009, 18:44 UhrDie Abstimmung über den neuen UNESCO-Generaldirektor geht in eine vierte Runde. Auch bei der dritten Abstimmung hatte der als Favorit geltende, höchst umstrittene ägyptische Kulturminister Faruk Husni nicht die erforderliche absolute Mehrheit der 58 Stimmen aus dem Exekutivrat erhalten.
Nach Angaben aus Diplomatenkreisen holte der ägyptische Kulturminister auch am Samstag wieder das mit Abstand beste Ergebnis. Er bekam in der geheimen Wahl 25 Stimmen - zwei mehr als noch am Vortag. Die zweitmeisten Stimmen (13) erhielt die bulgarische Diplomatin Irina Bokova. Die österreichische EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner lag mit elf Stimmen knapp dahinter. Für Ivonne Juez de Baki aus Ecuador votierten neun Mitglieder.
Deutschland hatte keinen Kandidaten aufgestellt, zuletzt aber angedeutet eine der europäischen Bewerberinnen zu unterstützen. "Wir freuen uns, dass es auch aussichtsreiche europäische Kandidaten gibt", hieß es aus dem Auswärtigen Amt.
Die Zahl der Bewerber war kurz vor der dritten Abstimmungsrunde von neun auf fünf zusammengeschrumpft. Die Kandidaten aus Russland, Litauen, Tansania und Benin wurden von den Ländern, die sie vorgeschlagen hatten, zurückgezogen. Dennoch reichte es für Husni nicht. Die meisten Stimmen gingen offensichtlich zu anderen Kandidaten. Am Montag sind jetzt zum letzten Mal alle Kandidaten wählbar. Danach müssen gegebenenfalls am Dienstag die beiden zuletzt erfolgreichsten Bewerber in einer Stichwahl gegeneinander antreten.
Aufruf zum Boykott
Dem 71-Jährigen werden anti-israelische Äußerungen vorgeworfen. Verschiedene westliche Menschenrechtsorganisationen, Intellektuelle und Politiker hatten dazu aufgerufen, den Ägypter nicht zu wählen. Er bräuchte 30 Stimmen und müsste dann noch von der Generalkonferenz am 15. Oktober bestätigt werden. Die Abstimmungen dort für den Spitzenposten bei der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation waren in der Vergangenheit allerdings nur eine Formsache.
Zu den schärfsten Kritikern Husnis zählten in den vergangenen Monaten die französischen Intellektuellen Bernard-Henri Lévy und Claude Lanzmann sowie der amerikanische Schriftsteller und Holocaust-Überlebende Elie Wiesel. Sie veröffentlichten im Mai eine Schmähschrift, in der sie Husni als "geistigen Brandstifter" bezeichnen. Der ägyptische Kulturminister habe 2001 öffentlich erklärt, dass die israelische Kultur aggressiv, rassistisch und überheblich sei, schrieben sie.
Quelle: ntv.de, dpa