Kurden leisten Widerstand IS dringt weiter vor
11.08.2014, 12:43 Uhr
Freiwillige der Peschmerga-Milizen kämpfen nahe Mossul gegen die Islamisten.
(Foto: imago/UPI Photo)
Trotz amerikanischer Luftschläge rücken die Kämpfer des Islamischen Staats weiter vor. Sie treiben einen Keil zwischen die Hauptstadt Bagdad und kurdische Gebiete. Dort kämpfen Peschmerga-Milizen und sitzen weiter Tausende Flüchtlinge fest.
Dschihadisten haben die irakische Stadt Dschalawla aus der Hand von kurdischen Peschmerga-Kämpfern erobert. Kämpfer der Gruppe Islamischer Staat (IS) hätten die volle Kontrolle über Dschalawla etwa 130 Kilometer nordöstlich von Bagdad übernommen, sagte ein ranghoher Polizeivertreter. Zuvor hätten sie sich zwei Tage lang Gefechte mit den Peschmerga geliefert.
Zwei weitere Vertreter von Sicherheitsbehörden bestätigten die Angaben. Demnach wurden zehn Peschmerga-Kämpfer getötet und rund 80 weitere verletzt.
Die irakischen Kurden werden für ihren Kampf gegen die Dschihadisten nach US-Angaben "aus verschiedenen Quellen" bewaffnet. Das sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums in Sydney, wo US-Außenminister John Kerry derzeit weilt.
Paris prüft Waffenlieferungen
Die USA hatten am Freitag mit Luftangriffen gegen die Dschihadisten im Nordirak begonnen, um die Kurden gegen die IS-Kämpfer zu unterstützen. Angesichts des Vormarsches der Dschihadisten wurde von mehreren Seiten gefordert, die Kurden mit Waffen auszustatten. Auch in Deutschland war eine Debatte darüber entbrannt.
Frankreich prüft nach den Worten von Außenminister Laurent Fabius die Lieferung von Waffen an die Kurden. "Auf die ein oder andere Weise" müssten die Kurden "auf sichere Art Ausrüstung erhalten, mit der sie sich verteidigen und zum Gegenangriff übergehen können", sagte Fabius am Sonntag dem Fernsehsender France 2. Die Prüfung solle in Abstimmung mit den EU-Partnern geschehen. Gleichzeitig schloss Fabius ein militärisches Eingreifen seines Landes im Nordirak erneut aus.
Zudem warfen US-Militärflugzeuge erneut Hilfsgüter für die in einer nordirakischen Bergregion ausharrenden Zivilisten ab. Vier Flugzeuge hätten Lebensmittel und Wasser im Sindschar-Gebirge abgeworfen, teilte das US-Zentralkommando mit. Die Lieferungen umfassten demnach mehr als 16.600 Liter Wasser und rund 22.500 Mahlzeiten.
200.000 Menschen auf der Flucht
Tausende Angehörige der jesidischen Minderheit harren dort, nahe der Grenze zu Syrien, ohne Wasser und Lebensmittel aus. 20.000 Jesiden konnten am Sonntag aus dem Gebirge entkommen und mit Hilfe von kurdischen Kämpfern in die autonome Kurdenregion gebracht werden. Tausende Menschen waren aber noch immer bei Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius eingeschlossen.
Die jesidische Parlamentsabgeordnete in Bagdad, Vian Dachil, warnte nach Angaben des kurdischen Nachrichtenportals Basnews vor einem Massensterben, sollten die jesidischen Flüchtlinge nicht innerhalb von zwei Tagen in Sicherheit gebracht werden. Ihren Angaben nach starben bereits 50 jesidische Kinder in den Bergen.
Nach UN-Angaben sind in Gebieten nördlich und westlich der Stadt Mossul, wo zahlreiche Vertreter religiöser Minderheiten leben, seit Montag vergangener Woche rund 200.000 Menschen vor den vordringenden IS-Kämpfern geflohen. Die meisten stammten aus christlichen und jesidischen Dörfern. Das US-Außenministerium kündigte an, dass ein kleiner Teil des Personals aus dem Konsulat in Erbil vorübergehend versetzt wird. Die Maßnahme wurde in einer US-Reisewarnung für den Irak angekündigt.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa