Politik

Gedenken an 11. September Im Zeichen der Moschee-Debatte

Seit den Terroranschlägen auf die Zwillingstürme des World Trade Centers vor neun Jahren rückt New York im Gedenken an die Opfer am 11. September zusammen. Am kommenden Samstag ist es wieder so weit. Aber der Bau einer Moschee droht die Stadt zu spalten.

New York ist gespalten: Befürworter ...

New York ist gespalten: Befürworter ...

(Foto: Reuters)

Es ist zum jährlichen Ritual geworden: Am 11. September verstummt kurzfristig der Baulärm am Ground Zero. Dann rufen Glockengeläut, die Verlesung der Opfernamen und die Prozession der Familien die Anschläge islamistischer Terroristen in Erinnerung. Bald darauf kehrt der Alltag zurück, wird weitergebaut bis zum nächsten September. In diesem Jahr ist es anders. Seit Wochen steht die Grube im Brennpunkt einer Debatte, die die Toleranz der Stadt gegenüber Muslimen auf die Probe stellt - und ein Ende ist nicht abzusehen. Der Grund: Der geplante Bau einer Moschee gleich um die Ecke.

Jeder Fünfte misstraut Muslimen

Als "Hauptstadt der Welt" stellt sich New York in Broschüren vor, als "Schmelztiegel der Nationen". Mehr als hundert Sprachen werden hier gesprochen. Toleranz und Offenheit sind Eigenschaften, derer sich New Yorker gern rühmen. Jeder fünfte Bewohner aber gab jüngst in einer Umfrage der "New York Times" zu, Muslimen zu misstrauen. Jeder Dritte vermutet, dass ein Angehöriger des Islam den Terroristen von 9/11 näher steht als etwa ein Christ oder Jude.

... und Gegner des Moscheebaus.

... und Gegner des Moscheebaus.

(Foto: Reuters)

Immerhin wissen fast alle, dass die muslimische Gemeinde im Süden Manhattans das Recht hat zu bauen. Aber nur einen Steinwurf von Ground Zero entfernt? Und woher kommt überhaupt das Geld? 100 Millionen Dollar (knapp 78 Millionen Euro) soll das Kulturzentrum mit Moschee kosten, das der als gemäßigt bekannte Imam Feisal Abdul Rauf seinen Gläubigen versprochen hat.

Opferfamilien befürworten Moschee

"Park51" heißt das Projekt, das zwei Straßen nördlich des ehemaligen World Trade Centers am Park Place zwischen Läden, Bars und kleinen Hotels entstehen soll. Unter denen, die es befürworten, sind auch Opferfamilien: 2752 Menschen hatten die Terroristen 2001 mit in den Tod gerissen. Bürgermeister Michael Bloomberg ist einer der vehementesten Fürsprecher. Demonstrativ nahm der jüdische Milliardär an einem Freitagsgebet der muslimischen Gemeinde teil.

Unweit der Baustelle am World Trade Center in New York, ...

Unweit der Baustelle am World Trade Center in New York, ...

(Foto: REUTERS)

Zu den lautstärksten Opponenten der geplanten Moschee gehören die Ex-Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, und ihr republikanischer Parteifreund Newt Gingrich. Eine repräsentative Umfrage der "New York Times" in der vergangenen Woche bestätigt, dass die Opposition zu "Park51" mit der geografischen Entfernung wächst. Bürger in der Bronx lehnen den Bau entschiedener ab als die näher dran, die sogenannten "Manhattanites". Weniger Bildung, ein geringeres Einkommen und der katholische Glauben sind weitere Merkmale der Moschee-Gegner.

"Wir müssen sie zumindest anhören"

Zur Toleranz ermahnt das Oberhaupt von St. Peter's, Reverend Kevin Madigan, deshalb immer wieder von der Kanzel. Der katholische Priester hat die Zerstörung der Zwillingstürme 2001 miterlebt und war dem Tod selbst nur mit Glück entkommen. Sein Gotteshaus grenzt direkt an Ground Zero und versorgte die Männer und Frauen, die damals nach Überlebenden suchten und später die Trümmer beseitigten, mit Nahrung und Bänken zum Schlafen.

... in den Gebäuden 45-47 Park Place, soll ein Kulturzentrum mit Moschee errichtet werden.

... in den Gebäuden 45-47 Park Place, soll ein Kulturzentrum mit Moschee errichtet werden.

(Foto: dpa)

"Wir müssen sie zumindest anhören", plädierte Madigan in seiner Predigt, "und (den Mitgliedern der Muslim-Gemeinde) die Chance geben, sich vom Terrorismus zu distanzieren. Wir wollen auch nicht mit dem Ku Klux Klan oder den Aryan Nations in Verbindung gebracht werden. Genauso wenig sollten wir alle Muslime mit El Kaida gleichsetzen. Ohne Differenzierung spielen wir nur unseren wahren Feinden in die Hände. Sie können dann das El-Kaida-Gerücht vom Hass der Amerikaner gegen alle Muslime weiterverbreiten."

Quelle: ntv.de, Gisela Ostwald, dpa

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