Russland will Preise deckeln Importverbot bereitet auch Kreml Sorgen
09.08.2014, 15:11 Uhr
(Foto: REUTERS)
Landwirte in Deutschland bangen schon seit Tagen. Die EU erwägt die Installation eines Krisenfonds. Doch auch der Kreml fürchtet offensichtlich die Folgen seines Importverbots von Lebensmitteln aus dem Westen.
Nach dem Einfuhrverbot für westliche Agrarprodukte will Russland drohende Zusatzbelastungen für Verbraucher begrenzen - mit gedeckelten Lebensmittelpreisen. Landwirtschaftsminister Nikolai Fjodorow sagte: Ein Deckel könnte verhindern, dass die Teuerung durch Spekulationsgeschäfte angeheizt werde. Nach eigenen Angaben hat er bereits mit Branchenvertretern über diese Möglichkeit gesprochen. Wie Agrarproduzenten und Händler auf die Idee reagiert haben, drang zunächst allerdings nicht an die Öffentlichkeit.
Russland hatte als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen von EU und USA ein einjähriges Importverbot für Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte aus dem Westen verhängt. Auch Norwegen, Kanada und Australien sind davon betroffen. Der Schritt des Kremls sorgt nun offenbar nicht nur im Westen für Besorgnis.
Fjodorow erklärte zwar, dass die Preise in Russland durch das Importverbot nur kurzfristig anziehen dürften, da sich Russland mittelfristig nach Alternativlieferanten umschauen wolle. Als Beispiel nannte er Fleisch aus Brasilien und Käse aus Neuseeland. Dass er offen über Preisobergrenzen nachdenkt, lässt aber erahnen, dass ihm durchaus bewusst ist, dass Wirtschaftssanktionen immer allen Beteiligten schaden.
"Vorerst keine Marktturbulenzen"
Laut Bundesagrarminister Christian Schmidt kommen auf die deutschen Bauern mit Sicherheit "spürbare Auswirkungen" zu, er fügte allerdings einschränkend hinzu: "Klar ist aber auch, dass wir vorerst keine Marktturbulenzen durch diese Sanktionen befürchten."
Die EU-Kommission hatte Europas Bauern am Freitag Unterstützung in Aussicht gestellt. Agrarkommissar Dacian Ciolos nannte Mittel aus einem Krisenfonds eine mögliche Maßnahme. Er kündigte die Einrichtung einer Arbeitsgruppe an, um die Folgen des russischen Importverbots zu prüfen.
Die EU führt nach Zahlen von 2013 jährlich Agrarprodukte im Wert von 11,9 Milliarden Euro nach Russland aus. Von den jüngsten Einschränkungen betroffen sind nach Angaben der EU-Kommission Güter im Wert von jährlich 5,2 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, ieh/dpa