Gespannte Stille nach dem Massaker In Ägypten regieren Wut und Trotz
28.07.2013, 15:59 Uhr
Es herrscht Chaos auf den Straßen Kairos - doch die Muslimbrüder weichen nicht zurück.
(Foto: dpa)
Ihre Entschlossenheit ist groß: Die Muslimbruderschaft will den ägyptischen Präsidenten Mursi zurück ins Amt bringen. Selbst nach dem Tod Dutzender Gefolgsleute harren sie im Protestcamp aus. Und auch wenn internationale Beobachter warnen, droht ein erneutes Blutvergießen.
Das gewalttätige Auftreten der Polizei stoppt die Demonstranten in Ägypten nicht: Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi bieten Sicherheitskräften und dem Militär weiter die Stirn. Auch nach der Tötung dutzender Demonstranten am Samstagmorgen harrten auch im weiteren Verlauf des Wochenendes tausende Menschen in einem Protestlager der Muslimbruderschaft in Kairo aus.

Das Blut von Demonstranten klebt neben einem Bild des gestürzten Präsidenten Mursi auf der Straße.
(Foto: REUTERS)
"Es gibt das Gefühl von Leid und Wut, aber auch ein sehr starkes Gefühl der Entschlossenheit", sagte der Sprecher der Muslimbruderschaft, Gehad al-Haddad. Man werde das Protestcamp aufrechterhalten, bis der derzeit gefangen gehaltene Mursi freigelassen werde. Zu den blutigen Ausschreitungen sagte er: "Wenn wir sterben, treffen wir unseren Schöpfer und sind zumindest für einen guten Zweck gestorben. Entweder sterben wir oder wir gewinnen."
Vor der Moschee Rabaa al-Adawija im Viertel Nasr City harrten trotz Drohungen der Regierung weiter tausende Anhänger Mursis aus, um die Wiedereinsetzung des am 3. Juli gestürzten Präsidenten zu fordern.
Innenminister Mohammed Ibrahim hatte am Samstag angekündigt, die Proteste der Mursi-Anhänger vor der Moschee und nahe der Universität von Kairo würden "sehr bald im Rahmen des Gesetzes" aufgelöst. Die Polizei werde versuchen, dass es "so wenig Opfer wie möglich" gebe. Nahe des Protestlagers in Nasr City hatten sich am Samstagmorgen die blutigsten Zusammenstöße seit dem Sturz Mursis ereignet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden bei den Unruhen 72 Menschen getötet.
Die Polizei war auf der Straße zum Flughafen gegen Proteste der Anhänger Mursis vorgegangen. Eigenen Angaben zufolge setzte sie nur Tränengas ein. Die Demonstranten warfen ihr aber vor, scharf geschossen zu haben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) äußerte scharfe Kritik an dem Vorgehen. Da vielen der Opfer in Brust oder Kopf geschossen wurde, gingen befragte Ärzte davon aus, dass einige der Toten gezielt erschossen wurden, erklärte die Organisation. Auch die USA schickten eindringliche Warnungen nach Ägypten.
Mursis Muslimbrüder ließen nach Auslaufen eines Ultimatums, dem politischen Prozess beizutreten, nicht von ihren Protesten ab. Man werde das Protestcamp aufrechterhalten, bis Mursi freigelassen werde, sagte ihr Sprecher Gehad al-Haddad.
Quelle: ntv.de, jtw/AFP/rts