SPD-Länder machen keine Werbung In Bayern gibt es mehr Betreuungsgeld
28.07.2013, 16:32 Uhr
Der Kontakt mit anderen Kindern ist für die Entwicklung wichtig. Pädagogen plädieren darum dafür, Kinder in Tagesstätten betreuen zu lassen.
(Foto: REUTERS)
Ab August können Eltern Betreuungsgeld bekommen. Bisher ist die Zahl der Anträge in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Der Grund: In Bayern hilft das Land, wo es nur kann. Anderen Ländern ist die Leistung lästig.
Während in Bayern schon etwa 500 Familien Betreuungsgeld beantragt haben, sind es in anderen Bundesländern äußerst wenige bis gar keine. Das geht aus einer Umfrage hervor, die das Magazin "Spiegel" bei den Ländern gemacht hat.
Der offensichtliche Grund für die Unterschiede: In einigen Ländern – besonders den von CDU oder CSU regierten – wird die Leistung besonders beworben. Andere Länder betonen, dass sie die Zahlung eigentlich ablehnen und machen sie nur halbherzig bekannt.
So bekamen Betreuungsgeld-berechtigte Eltern in Bayern die Anträge zugeschickt. "Als besonderer Service sind die relevanten Daten aus dem Elterngeldverfahren darin bereits enthalten. So haben es die Familien ganz einfach", heißt es in einer Pressemitteilung. Laut "Spiegel" mussten nur noch drei bis fünf Kreuze gemacht werden. Außerdem legte Bayern eine Info-Broschüre auf und verschickte sie 55.000 Mal.
"Rückwärtsgewandte Familienleistung"
SPD-geführte Sozialministerien sind zurückhaltender. Anstatt für die Leistung zu werben, teilen die Länder mit, für wie schwachsinnig sie die Leistung halten. "Wir haben in Rheinland-Pfalz unsere Pflicht erfüllt, die Voraussetzung für die Beantragung von Betreuungsgeld zu schaffen", heißt es in einer Pressemitteilung aus Mainz. Allerdings halte man es auch weiterhin für "eine überflüssige, rückwärtsgewandte Familienleistung".
Keinen einzigen Antrag gab es bisher in Thüringen. Der Sprecher des dortigen Familienministeriums sagte n-tv.de, man wolle die Leistung "niemandem madig machen". Bisher finden sich auf der Homepage des Ministeriums keine Informationen zum Betreuungsgeld, das soll sich in den nächsten Tagen ändern. Richtig Werbung machen werde man aber nicht.
Negative Wirkungen wissenschaftlich erwiesen
Der Fall Thüringen ist ein besonderer: Hier gibt es seit sieben Jahren das "Erziehungsgeld", das der Leistung aus dem Bund sehr ähnlich ist. Zu den 100 Euro Betreuungsgeld bekommen Thüringer weiterhin zusätzliche 150 bis 300 Euro pro Kind. Die CDU-geführte Landesregierung lehnte es ab, das Erziehungsgeld abzuschaffen. Das SPD-geführte Sozialministerium setzt es widerwillig um.
Bei seiner Einführung war das Betreuungsgeld hoch umstritten. SPD, Grüne und Linke kritisierten, dass dadurch vor allem Mütter abgehalten werden, einen Beruf auszuüben. Sogar in den Regierungsparteien CDU und FDP gab es große Bedenken. Auch jetzt heißt es in Rheinland-Pfalz: "Die Erfahrungen in Thüringen zeigen, dass gerade jene Familien, deren Kinder ganz besonders von den Angeboten einer außerhäuslichen Betreuung profitieren würden, das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen." Diese Wirkung ist wissenschaftlich gesichert.
Ein Sprecher von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) wollte die Zahlen auf Anfrage von n-tv.de nicht kommentieren. Woher wie viele Anträge kommen, erhebt das Ministerium nicht einmal.
Quelle: ntv.de