Ehemalige Guantnamo-Häftlinge In Russland misshandelt
29.03.2007, 07:26 UhrSieben ehemalige Gefangene des US-Lagers Guantnamo sind nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nach ihrer Auslieferung an Russland gefoltert worden. Die Männer seien in russischer Haft geschlagen, in enge Käfige gesperrt und mit Schlafentzug gequält worden, erklärte die Organisation in New York. Zwei der Männer seien nach einem "unfairen Prozess" zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Ein Mann sei noch ohne Prozess in Haft, die anderen vier seien aus Russland geflüchtet oder untergetaucht, hieß es.
In Moskau gab es zunächst keine offizielle Reaktion auf die Vorwürfe von Human Rights Watch. Die Russen waren deren Angaben nach im Winter 2001/2002 in Afghanistan von US-Streitkräften festgenommen worden. 2004 wurden sie aus Guantnamo entlassen und der russischen Regierung überstellt. Die US-Regierung hat stets betont, dass sie Gefangene nur an Länder ausliefere, die zusicherten, die Entlassenen nicht zu foltern. Trotz der Misshandlungen auch im US-Lager auf Kuba hatten die Männer der Menschenrechtsorganisation zufolge die Amerikaner gebeten, sie nicht auszuliefern, weil ihnen in Russland noch Schlimmeres drohe.
Die Regierung in Moskau habe ihre Zusage gebrochen, dass die unter Terrorverdacht in Kuba Inhaftierten in Russland menschlich behandelt würden, heißt es in einem 43-seitigen Bericht der Organisation. Human Rights Watch kritisierte die USA dafür, Gefangene auf solche diplomatischen Zusicherungen hin auszuliefern.
In Russland waren die Rückkehrer zunächst in Pjatigorsk im Nordkaukasus gefangen gehalten worden. Die Staatsanwaltschaft habe wegen Terrorismus ermittelt, weil dies angeblich den Amerikanern versprochen worden sei, aber ohne Ergebnis. Nach der Entlassung in ihre Heimatstädte habe die örtliche Polizei die Männer für Straftaten des islamistischen Untergrunds verantwortlich gemacht, so in Naltschik im Nordkaukasus und in der Teilrepublik Tatarstan. Bei den Verhören durch Polizei und Inlandsgeheimdienst FSB seien die Ex-Guantnamo-Gefangenen gefoltert worden.
"Seit ihrer Rückkehr haben die russischen Behörden die ehemaligen Guantnamo-Häftlinge wiederholt belästigt, festgenommen, misshandelt und geschlagen", heißt es in dem Bericht. "Zwei von ihnen wurden gefoltert und sind nach Ermittlungen und Verhandlungen in Haft, die nicht den internationalen Standards fairer Verfahren genügen. Ein weiterer wurde gefoltert und wartet im Gefängnis auf ein Verfahren. Die anderen vier sind entweder im Ausland oder untergetaucht."
Einem der Häftlinge zufolge begannen die Misshandlungen direkt bei der Einreise nach Russland. Die Männer seien getreten worden, Verletzte auch in ihre Wunden. Einer gab an, während der Haft geschlagen und unter Schlafentzug gesetzt worden zu sein. Man habe ihn an einen Käfig gefesselt, bis er gestanden habe.
"Die direkte Verantwortung für das Leiden dieser sieben russischen Männer liegt selbstverständlich bei der russischen Regierung", so die Menschenrechtsorganisation. Auch die US-Regierung trage jedoch einen Teil der Schuld.
Quelle: ntv.de