Politik

Praxis auf deutschen Schlachthöfen In fünf Sekunden kommt der Tod

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Fünf Sekunden bleiben für die Tötung eines Schweins.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auf deutschen Schlachthöfen müssen die Tiere häufig unnötig leiden. Die Fehlerquote beim Schlachten von Rindern liegt teils bei über neun Prozent, bei Schweinen sogar bei bis zu 12,5 Prozent. Grund ist die Akkordarbeit auf Schlachthöfen. Nur fünf Sekunden bleiben für das fachgerechte Töten. Das sind weit über 700 Schweine pro Stunde.

Die Bundesregierung hat "schwerwiegende" Zwischenfälle bei der Tötung von Schweinen und Rindern auf deutschen Schlachthöfen festgestellt. Dies gehe aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervor, schreibt die "Saarbrücker Zeitung". Aufgrund der auf den rund 5100 zugelassenen deutschen Schlachthöfen geltenden Akkordarbeit müssten Tiere wegen Defiziten bei der Betäubung unnötig leiden. Nach Angaben der Tierrechtsorganisation PETA, würden tausende Tiere sogar erst getötet, wenn die "Betäubung bereits wieder nachlässt, die Tiere also ihren Tod bewusst miterleben".

Bis zu neun Prozent der Rinder würden nicht richtig betäubt, bei Schweinen belaufe sich die "Fehlbetäubungsrate" bei von Hand bedienten, elektrischen Anlagen auf bis zu zwölf Prozent. Solche Zwischenfälle seien "aus Sicht der Bundesregierung so schwerwiegend", dass die tierschutzgerechte Tötung weiterentwickelt werden müsse, heißt es in der Antwort auf die Grünen-Anfrage. Demnach würden auf einem Schlachthof bis zu 750 Schweine pro Stunde betäubt, fünf Sekunden blieben dann für die fachgerechte Tötung. Bei Rindern seien es 80 Tiere pro Stunde und 45 Sekunden für die Tötung.

Folter in der Todes-Warteschleife

"Die Praxis ist aber noch viel brutaler", berichtet PETA. "Obwohl es verpönt ist, die Tötung der Tiere in Räumen vorzunehmen, in denen sich andere Tiere in der Todes-Warteschleife befinden, müssen die Tiere hier nicht nur die Tötung ihrer eigenen Artgenossen hören, riechen, schmecken und mit ansehen, sondern auch die anderer Tiergattungen." Die Tierrechtler sprechen von einem "Leiden pur", der Anblick verursache sogar körperliche Schmerzen bei solch empfindsamen Tieren wie Schweinen. "Das alles dauert teilweise bis Stunden - reinste Folter."

Die Vorschrift, dass dafür Sorge zu tragen ist, "dass ein rasches und wirksames Betäuben und Schlachten oder Töten möglich ist", stehe in den Schlachthöfen ohnehin nur auf dem Papier, wie an Bildern eindeutig zu sehen sei.

PETA kritisiert die Zustände auf deutschen Schlachthöfen schon seit Jahren. Ende 2009 reichte sie eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Schlachthofes in Owen bei Kirchheim/Teck ein. Worauf die Aufsichtsbehörden ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz einleiteten. Der verantwortliche Schlachter wurde verurteilt.

Die Grünen forderten ein Ende der Akkordarbeit auf den Schlachthöfen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn sagte der "Saarbrücker Zeitung": "Wenn nur fünf Sekunden für die Tötung eines Schweins zur Verfügung stehen, muss man sich über die hohe Fehlerquote nicht wundern."

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP

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