USA sehen nicht tatenlos zu Interkontinentalrakete am Start
30.05.2009, 10:59 UhrNordkorea bereitet offenbar die Verlagerung einer Interkontinentalrakete zu einer Abschussrampe im Osten des Landes vor. Die Version einer Taepodong-2 kann theoretisch US-Territorium erreichen.

Offizielles Foto der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA von einem Abschuss einer Taepodong-2 in Musudan-ri vom 5. Spril 2009.
(Foto: REUTERS)
Nach seinem Atomtest trifft Nordkorea nach südkoreanischen Berichten möglicherweise wieder Vorbereitungen für den Start einer Interkontinentalrakete. Es gebe Anzeichen dafür, dass Nordkorea ein Objekt, dass mit Sicherheit eine Interkontinentalrakete sei, bereits per Güterzug zur Raketenstartanlage Musudan-ri an der Ostküste schaffe, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Geheimdienstkreise. Bei dem Flugkörper handele es sich vermutlich um eine veränderte Version einer Taepodong-2-Rakete, die theoretisch US-Territorium erreichen kann. Die Startvorbereitungen könnten frühestens in zwei Wochen abgeschlossen sein.
Ausgangspunkt für den Raketentransport ist den Angaben zufolge ein Waffenforschungszentrum nahe der Hauptstadt Pjöngjang. Das Objekt habe in etwa die Größe derjenigen Rakete, die Nordkorea Anfang April abgeschossen habe. Am vergangenen Montag unternahm Nordkorea zudem einen zweiten Atombombentest, der wie schon der Raketenstart vom Weltsicherheitsrat verurteilt wurde. Nach dem Atomtest feuerte Nordkorea außerdem nach südkoreanischen Angaben noch sechs Raketen mit kurzer Reichweite an der Ostküste ab.
USA akzeptieren kein atomar aufgerüstetes Nordkorea
Angesichts des Atomtests und der Raketenabschüsse warnte US-Verteidigungsminister Robert Gates Pjöngjang vor Konsequenzen. Man werde nicht tatenlos zusehen, während Nordkorea sich die Möglichkeit schaffe, "Zerstörungen an jedem Ort in Asien - oder bei uns - anzurichten", sagte Gates bei einer Sicherheitskonferenz in Singapur. Zugleich äußerte er die Befürchtung, dass das nordkoreanische Atomwaffenprogramm zu einem Rüstungswettlauf in der Region führen könnte.
"Am Ende des Tages muss Nordkorea allein entscheiden, ob es weiter verarmt und international geächtet dastehen oder einen neuen Kurs einschlagen will", so der US-Verteidigungsminister weiter. Auch müssten die Teilnehmerstaaten der Sechs-Parteien-Gespräche zum nordkoreanischen Atomprogramm - neben den USA und Nordkorea auch China, Japan, Russland und Südkorea - "neu über die nächsten Schritte nachdenken".
Erneut unterstrich Gates vor Verteidigungsministern und anderen Sicherheitspolitikern und -experten aus 27 Staaten die Verpflichtung der USA, ihre Verbündeten in Asien zu verteidigen. Am Montag hatte Nordkorea eine Atomwaffe und in der Folge sechs Kurzstreckenraketen getestet. Am Mittwoch drohte Nordkorea Südkorea mit einem Militäreinsatz, weil es der US-Initiative gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen beigetreten war. Seit Donnerstag sind die südkoreanischen Streitkräfte und die immer noch im Land stationierten 28.500 US-Soldaten deshalb in erhöhter Alarmbereitschaft.
Noch keine Belege über Atomwaffentest
Die ersten Untersuchungen der USA haben zunächst keine Belege dafür ergeben, dass der Atomwaffentest vom Montag tatsächlich stattgefunden hat. Wie ein Regierungsbeamter, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP sagte, waren die Messungen von Radioaktivität anhand von Proben aus der Atmosphäre der Region noch im Gange. Die bisherigen Auswertungen seien jedoch "ergebnislos" verlaufen. Ein anderer Regierungsbeamter sagte, die endgültigen Ergebnisse lägen noch nicht vor.
US-Seismologen hatten zuvor unter Berufung auf seismologische Messungen unter anderem in China mitgeteilt, die Stärke der unterirdisch getesteten Atombombe sei fünf Mal stärker gewesen als beim ersten Atomwaffentest Nordkoreas 2006.
Quelle: ntv.de, dpa