Politik

Wahkampf im Netz "Internetnutzung setzt Aktivität voraus"

Christina Holtz-Bacha lehrt an der Universität in Mainz Publizistik. Nach der Bundestagswahl 1998 schrieb sie das Buch "Wahlkampf in den Medien, Wahlkampf mit den Medien".

n-tv.de: Wie wichtig ist die Präsenz im Internet für die Parteien?

Christina Holtz-Bacha: "Die Präsenz im Internet muss sein und ist auf jeden Fall ganz wichtig geworden. Schon alleine um Modernität zu demonstrieren. Ohne Internetauftritt geht es heutzutage nicht mehr."

n-tv.de : Was zeichnet bei einer Partei eine gute Internet-Seite aus?

Christina Holtz-Bacha: "Was unheimlich wichtig ist, ist die regelmäßige Pflege des Internets. Da gab es in der Vergangenheit einiges zu beklagen. Nur ein mindestens täglich aktualisierter Auftritt kann seine Ziele erfüllen und das gewährleisten, was damit erreicht werden soll: Nämlich die aktuelle Information."

n-tv.de: Sie sagen, in der Vergangenheit gab es einiges zu bemängeln. Bedeutet das, dass sich der Auftritt der Parteien verbessert hat?

Christina Holtz-Bacha: "Der hat sich mit Sicherheit verbessert. Schon bei den letzten Wahlen hatten die Parteien einen recht guten Internetauftritt. Ich habe den Eindruck, dass es zwischendrin ein bisschen nachgelassen hat. Aber ich glaube mittlerweile gibt es bei den professionell arbeitenden Parteien in dieser Hinsicht nichts mehr zu kritisieren."

n-tv.de: „Spiegelt sich das unterschiedliche Profil der Parteien auch im Internet wider?

Christina Holtz-Bacha: "Würde ich nicht sagen. Die Internetauftritte der großen Parteien sehen ziemlich ähnlich aus, die Auftritte werden für ähnliche Ziele genutzt. Von den Inhalten die geboten werden, nehmen sich die Parteien nicht viel."

n-tv.de: Können Sie mir die Hauptcharakteristiken des Partei-Seiten-Internet-Nutzers geben?

Christina Holtz-Bacha: "Ja, und da liegt das Problem der Internetauftritte. Internetnutzung setzt Aktivität voraus. Man hat also mit Leuten zu tun, die politisches Interesse haben und deshalb die Angebote der Parteien anklicken."

n-tv.de: Können die Internetseiten zur Wahl mobilisieren?

Christina Holtz-Bacha: "Ich glaube eigentlich nicht unbedingt, dass der Auftritt mobilisieren kann. Es ist ein Angebot für nur eine bestimmte Zielgruppe. Die Leute die sich interessieren, gehen üblicherweise auch wählen. Es wir aber derzeit versucht, durch Huckepack-e-mail, Aktion anzuregen. Das könnte dann unter Umständen Mobilisierungskampagnen darstellen. Es wäre auch tatsächlich vorstellbar, dass damit dann die Wählerschaft an die Urne gebracht wird."

n-tv.de: Warum wird in anderen Ländern, wie in den USA, das Internet viel stärker zum Wahlkampf genutzt?

Christina Holtz-Bacha: "Die Wahlkämpfe in den USA bestehen eher aus Einzelkandidaten, die kaum eine Parteiorganisation im Rücken haben. Hauptsächlich werden massive e-mail Aktionen, wie man sie zur US-Präsidentschaftswahl 2000 gesehen hat, unternommen. Damit wird versucht, einzelne Personen oder Zielgruppen anzusprechen. Die USA sind uns einen Schritt voraus, allerdings ist der Wahlkampf in den USA auch nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen."

n-tv.de: Sind die Wahlkampfmöglichkeiten des Internets in Deutschland schon ausgereizt?

Christina Holtz-Bacha: "Mir sieht das bei den größeren Parteien schon ziemlich professionell aus. Es ist natürlich eine Kostenfrage, die sich auf die Kleineren auswirkt. Vielleicht kann man sich mit ein bisschen Kreativität noch mehr einfallen lassen."

(Das Interview führte Sira Fuchs)

Quelle: ntv.de

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