Raketen bis nach Israel Iran baut Drohkulisse auf
28.09.2009, 09:58 UhrDer Iran testet erstmals seit einem Jahr wieder eine Mittelstreckenrakete, die mit ihrer Reichweite von geschätzten 2000 Kilometern wohl auch Israel treffen könnte. Kurz vor den Gesprächen mit dem UN-Sicherheitsrat über das Atomprogramm lässt das Regime damit die Muskeln spielen.

Eine Shahab 3-Rakete wird für den Abschuss vorbereitet.
(Foto: REUTERS)
Der Iran hat drei Tage vor einem Treffen mit Vertretern des Weltsicherheitsrates Raketen getestet, die auch Israel erreichen könnten. Der erneute Test der Raketen des Typs Schahab-3, die mit 2.000 Kilometern die größte Reichweite im Arsenal Teherans haben, sei erfolgreich gewesen, sagte ein Sprecher der Revolutionsgarden. Die EU zeigte sich besorgt. Russische Militärs sehen eine zunehmende Gefahr durch das iranische Raketenarsenal, an dessen Weiterentwicklung mit Hochdruck gearbeitet werde.
Nach russischen Informationen arbeitet der Iran mit Hochdruck an der Entwicklung von Raketen mit einer Reichweite von bis zu 5.500 Kilometern. Das sagte Generalmajor Wladimir Dworkin von der Moskauer Akademie der Wissenschaften der Agentur Interfax. "Es ist sehr naiv anzunehmen, dass der Iran sich solche Technologien nicht aneignen könnte." Der ehemalige Leiter der Raketenabwehrtruppen in Moskau, General Nikolai Rodionow, sagte, Russland werde iranische Raketentests weiter aufmerksam mit Hilfe der Radaranlage Gabala in Aserbaidschan verfolgen. Allerdings sei es nicht die Zeit für Emotionen
Drohungen an Israel
Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana zeigte sich angesichts der jüngsten iranischen Raketentests beunruhigt. "Alles, was in diesem Zusammenhang passiert, besorgt uns", sagte Solana am Rande eines Treffens der europäischen Verteidigungsminister im schwedischen Göteborg.
Das französische Außenministerium bezeichnete die Raketentests als "erheblich destabilisierend" und forderte Teheran auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren statt weiter Konfrontation zu schüren. Großbritannien, das wie Frankreich an den Sechs-Nationen-Gesprächen über das iranische Atomprogramm beteiligt ist, nannte die Tests beunruhigend. Ein Regierungssprecher betonte zugleich, das wichtigste Thema sei der Atomkonflikt.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der im Konflikt um das iranische Atomprogramm vermitteln will, warnte vor einem Militärschlag gegen Atomanlagen des Nachbarlandes. Solch ein Angriff wäre "verrückt" und werde nicht nur für den Iran schlimme Folgen habe, zitierten türkische Zeitungen den Regierungschef. Die militärische Führung Irans hatte mehrfach mit einem Raketenangriff auf den jüdischen Staat für den Fall gedroht, dass die iranischen Atomanlagen von Israel angegriffen würden. Sein Land werde "vernichtend" antworten auf jede Bedrohung seiner Existenz, seiner Unabhängigkeit oder seiner Freiheit, fügte Salami hinzu.
Militär spricht von üblichen Tests

Präsident Ahmadinedschad leutet eine weitere Runde im Katz-und-Maus-Spiel mit den UN ein.
(Foto: dpa)
Bereits am Sonntag waren im Iran im Rahmen eines Militärmanövers Kurzstreckenraketen erprobt worden. Nach Angaben des Brigadegenerals der Revolutionsgarden, Hossein Salami, lagen die Ziele zwischen etwa 300 und 700 Kilometer entfernt. Die Erprobung sei erfolgreich gewesen. Die Schahab-3-Tests seien der dritte und letzte Teil der Serie. Sie zeige, dass der Iran seine "strategische und vorbeugende Fähigkeit" gesteigert habe, "um gegen jegliche Drohung gewappnet zu sein"
Ein Sprecher des Teheraner Außenministeriums betonte unterdessen, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen den Raketentests und dem Bau einer zweiten Anlage zur Urananreicherung gebe. Es handele es sich um ganz übliche jährlichen Tests zur Überprüfung der Verteidigungsfähigkeit des Landes. Der Iran hatte die Raketentests vorab angekündigt.
Russland schwenkt auf irankritischen Kurs ein
Der Bau einer zweiten iranischen Anlage zur Urananreicherung war am vergangenen Freitag bekannt geworden und hatte international Besorgnis ausgelöst. Es wird befürchtet, das das islamische Land den Bau von Atombomben anstrebt. Der Iran beteuert, das atomare Material nur für zivile Zwecke nutzen zu wollen.
Am Donnerstag dieser Woche treffen sich die fünf ständigen Vertreter des Weltsicherheitsrats und Deutschlands mit dem Iran in Genf. Im Streit um das Atomprogramm der Führung in Teheran schließt auch Russland neuerdings eine härtere Gangart gegen das islamische Land nicht aus.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP